Aufstand der Zwerge

■ Neue Sender gegen Fernsehforschung

Hamburg (dpa) – Die TV-Newcomer ziehen die Meßmethoden zur Ermittlung der Zuschauerzahlen in Zweifel. Allen voran kritisiert Vox-Geschäftsführer Erich Staake die GfK-Fernsehforschung. Staake meint, daß die für die Werbekundschaft wichtigen Einschaltquoten-Messungen für seinen Sender von falschen Voraussetzungen ausgingen. Das Vox- Programm wende sich an ein Zielpublikum, das ein im Durchschnitt höheres Einkommen und eine höhere Bildung habe als die repräsentative Abbildung durch die 4.000 regelmäßig von der GfK untersuchten Haushalte. Außerdem sei Vox in rund 2,5 Millionen Haushalten mehr terrestrisch zu empfangen, als die GfK annehme.

Eigene Umfragen zum Zuschauerverhalten, die Sender aus der „zweiten Reihe“ wie Arte und n-tv in Auftrag gegeben haben, zeigen, daß das Vertrauen auch anderer TV-Newcomer in die GfK gering ist. GfK-Geschäftsführer Darkow rückt jedoch zurecht: „Die höheren Einkommensschichten, wie sie gerade Vox und n-tv für sich beanspruchen, werden von uns repräsentativ abgebildet.“ Auch der „quantitative Aspekt“ werde von der GfK abgedeckt. Die Verteilung der Haushalte erfolge deckungsgleich mit der Mediaanalyse.

Auf den Neulingen lastet indes der Druck der werbetreibenden Wirtschaft. Vox hat rund 500 Millionen Mark Anlaufkosten abzubauen und kalkuliert mit 100 Millionen Mark Werbeeinnahmen im ersten Jahr. In Ermangelung „valider Daten“, so Staake, hätten einige Kunden eine abwartende Haltung eingenommen.

Da kommt vielleicht bald etwas Bewegung auf. Der Vertrag der GfK mit der Arbeitsgemeinschaft Fernsehen (AGF), der ARD, ZDF, RTL, Sat.1, Pro 7 und DSF als Vollmitglieder angeschlossen sind, läuft 1994 aus. AGF-Sprecher Bernward Frank vom ZDF sagt: „Wir haben hinreichend Angebote alternativ zur GfK vorliegen. Im Mai werden wir uns entscheiden.“