"Die wahre Schönheit kommt von innen"

■ Auch für die männliche Haut ist Naturkosmetik gefragt / Cremes ersetzen nicht die gesunde Ernährung

gefragt / Cremes ersetzen nicht die gesunde Ernährung

Schwellenangst? Aber nein! Frisch gewagt hinein in den Laden und locker gefragt: „Haben Sie Naturkosmetik für Männer?“

„Na klar“, sagt die nette Verkäuferin und findet das Ansinnen offensichtlich überhaupt nicht seltsam: „Tagescreme, Gesichtswasser, Bodylotion?“ Damit ist der Mann als Kosmetik-Anfänger schlicht überfordert. Ist Gesichtswasser et-

1was anderes als Rasierwasser? „Also“, beginnt die Verkäuferin — und daraus entwickelt sich spielend eine längere Beratung.

Seit einigen Jahren liegt Herrenkosmetik stetig steigend im Trend. Die Schönheitsindustrie hat einen prosperierenden Markt für sich entdeckt und propagiert den neuen „Mann von Welt“ — geschminkt. Eingeschlagen hat die bewußte,

1männliche Körperpflege vor allem bei Managern der Yuppie-Generation. Wer schon den ganzen Tag gestreßt im Büro sitzt, will dabei wenigstens gut aussehen.

„Ein Mann hat verdammt nochmal nach nichts zu riechen als sich selbst“, befand einst Ernest Hemingway. Diese (ge)ruchlosen Zeiten sind erfreulicherweise vorbei. Inzwischen gibt es 280 spezielle Herrenserien mit mehr als 4000 Einzelprodukten. „Jede sechste Kosmetik-Mark wird heute für Herren-Produkte ausgegeben“, schreibt Stiftung Warentest. Und die Branche frohlockt: „Der Trend geht zu höherpreisigen Designerprodukten.“ Angeboten werden: Mittel für die Rasur, Dusch- und Badezusätze, Deostifte, Körpermilch, Cremes gegen das Alter, gegen Falten und müde Wangen.

Doch nicht alles, was man(n) auf seine Haut schmiert, ist gut für sie. Deshalb empfiehlt Gisela Vecker vom Ottenser Naturkosmetik-Geschäft „Secret Emotion“ eine kostenlose Hautanalyse, bevor man sich für ein Produkt entscheidet. „Unter der Lupenlampe wird Porenverlauf und Hauttyp bestimmt.“ Der Feuchtigkeitsgehalt der Haut ist wichtig für die Wahl einer Creme. „Die meisten Männer haben zwar keine so trockene Haut wie Frauen.“ Doch sie sollte genauso intensiv gepflegt werden.

Vor allem die zunehmende Umweltverschmutzung greift die Haut an. „Eine Creme bindet den auftretenden Schmutz und läßt ihn nicht in die Poren eindringen“, erklärt Gisela Vecker. Warum aber unbedingt Naturprodukte? „Herkömmliche Pflegemittel sind oft aggressiv, greifen die Haut an, trocknen sie aus.“ Gisela Vecker rät, die Haut öfter von einer Kosmetikerin reinigen zu lassen. „Da kommt auch der letzte Schmutz aus den Poren.“

Die Verbraucherverbände fordern derweil, daß, ähnlich wie bei Lebensmitteln, bei Kosmetika die Inhaltsstoffe angegeben werden müssen. „Inzwischen gibt es 1500 Zutaten für diverse Wässerchen und Cremes“, sagt Gabriele Lindner von der Hamburger Verbraucherzentrale, „manche davon können Allergien auslösen.“ Bei Naturprodukten ist die Inhaltsangabe schon weit verbreitet, die chemische Industrie ignoriert die Forderung noch zum größten Teil.

„Man kann sich vieles auf die Haut geben, was nicht notwendig ist“, meint Astrid Brockmann von „Natur und Kosmetik“. Wichtiger sei die gesunde Ernährung: „Wahre Schönheit kommt von innen.“

Die besorgte Frage nach jeder Schönheitskur heißt bei Mann und Frau: „Fällt dir etwas an mir auf?“ Die schönste Belohnung für alle Kosmetik-Mühen lautet: „Nein, aber du siehst gut aus.“ Torsten Schubert