Von alten Erfolgen zehren

■ Der Ratzeburger Ruderclub feiert seinen 40. Geburtstag / Ein Blick zurück zu Karl Adam

Große Party in einer holsteinischen Kleinstadt. Die Medaillenschmiede von Karl Adam feiert Geburtstag. Mit 2447 Regattasiegen hat der Ratzeburger Ruderclub (RRC) dank des „Ruder-Professors“ in den 60er Jahren eines der erfolgreichsten Kapitel deutscher Sportgeschichte geschrieben. Zum 40jährigen Jubiläum am Sonnabend kommen viele der Olympiasieger, Welt- und Europameister zurück und bringen ein wenig Glanz in die schleswig-holsteinische Kreisstadt. Denn der Ruhm gehört längst der Vergangenheit an: Der Klub, der 29 Medaillen bei internationalen Championaten und schier zahllose nationale Meistertitel gewann, ist heute trübe Ruder-Provinz.

Die Gründung des Klubs am Küchensee wurde vom 1976 verstorbenen „Jahrhunderttrainer“ Karl Adam initiiert: Der Sport-, Mathematik und Physiklehrer an der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg benötigte einen Verein, um seinem Schüler Claus von Fersen den Start bei offiziellen Regatten zu ermöglichen. Fortan baute er in seiner Heimat ein Ruder- Mekka auf. Seine größten Erfolge waren die Goldmedaillen mit dem Achter in Rom (1960) und Mexiko- Stadt (1968) sowie das Silber von Tokio (1964). Vor den Spielen in Mexiko-Stadt wurde zudem am benachbarten Großen See die Akademie des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV) gegründet.

In Zukunft will der Ratzeburger Ruderclub an die alten Erfolge anknüpfen. „Wir wollen wieder von unten anfangen“, sagt Jürgen Neels. Seit dem vergangenen Jahr ist Ratzeburg das Bundesleistungszentrum für Skullen. Kurz vor dem Jubiläum wurde Lothar Traviel als Leiter eingestellt. Der Trainer aus der früheren DDR führte 1992 in Barcelona Thomas Lange im Einer und den Doppel-Vierer zum Olympiasieg. In Zusammenarbeit mit der Ruderakademie und dem Olympiastützpunkt Hamburg/Kiel wird der Schwerpunkt aber auf die Nachwuchsarbeit gelegt. „In ein paar Jahren“, so Neels, „werden hoffentlich wieder Eigengewächse Medaillen für den Klub sammeln.“ dpa