Bürohaus-Spekulation des Senats geplatzt

■ Investoren kehren Hamburg den Rücken / Projekte Ericus-Spitze und US-Management-Center vorerst gescheitert

und US-Management-Center vorerst gescheitert

Und wieder ein Bürgermeister- Traum geplatzt. Nachdem der kanadischen Finanzmulti Royal Trust seine Pläne für die Bebauung der Ericusspitze ad acta gelegt hat, zieht nun auch die nordamerikanische Trammel-Crow-Gruppe ihre Hamburger Investitionspläne vorerst zurück: Sie fand für das geplante „US-Management-Center“ an der Kreuzung Amsinckstraße/ Nagelsweg keine Interessenten. Trammel-Crow, so teilt der Senat in der Antwort auf eine kleinen Anfrage des Senats mit, verfolge das Projekt nur noch mit Zurückhaltung.

Rechnet man beide Projekte zusammen, ergibt sich ein für Hamburgs Wirtschaftsplaner niederschmetterndes Ergebnis: 520 versprochene Investitionsmillionen und 2400 geplante Arbeitsplätze sind futsch. Die riesige Ericus- Spitze an der Ostseite der Speicherstadt, durch umfangreiche Architektenwettbewerbe schon mehrfach bürohausmäßig überplant, steht völlig ohne Investor da. Für das attraktive Gelände an der Amsinckstraße werden neue Investoren gesucht und nicht gefunden, so daß der Chef der städtischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, Claus Müller, trotzig auf ein Wiedererwachen des Trammel-Crow- Interesses hoffen muß: „Die haben das Projekt nicht aufgegeben.“

Der plötzliche Verzicht des großen nordamerikanischen Geldes ist schon aus lokaler Sicht verständlich: Noch ehe Millionen neuer Hamburger Bürohausquadratmeter fertig gebaut sind, brechen die Mietpreise bereits zusammen. Projekte wie das an der Ericusspitze oder das noch nicht stornierte Projekt Kehrwiederspitze des britischen Finanzimperiums P + O sind auf Mietpreise von 40 bis 60 Mark pro Quadratmeter kalkuliert, die aus heutiger Sicht als völlig unrealistisch gelten müssen.

Bereits in den neuen Büro-Palästen der City Süd purzeln die Preise von kalkulierten 35 auf oft nur knapp über 20 Mark. Hamburgs Finanzbehörde, die die Ericus- Spitze im Auftrag des Senats gewinnbringend verscherbeln sollte, hat ihre Bemühungen deshalb erst mal eingestellt. Es gebe keinen Grund, so Behördensprecher Woisin, die Ericus-Spitze jetzt forciert auf den Markt zu bringen. Hoffen auf bessere Zeiten. Aber das kann dauern. Sollte die Rezession anhalten, wird Hamburg in den kommenden Jahren ein dramatisches überangebot an Büroräumen erhalten.

Pikant ist die Vorgeschichte der Hamburger Projekte: Die britische P+O war an der Kehrwiederspitze erst zum Zug gekommen, nachdem die taz enthüllt hatte, daß der damalige Polit-Consulter Thomas Mirow imAuftrag der Royal Trust ein Strategiepapier zum politischen Marketing des Kehrwieder-Deals verfaßt hatte, an dessen Vorschläge sich der frischgebackene Bürgermeister Henning Voscherau 1989 geradezu sklavisch gehalten hatte. FDP-Wirtschaftssenator Wihlem Rahlfs nutzte damals kaltlächelnd die Chance, Voscherau eins auszuwischen und seinen britischen Favoriten zu bedienen.

In der Folgezeit wurde Mirow Senator und Voscherau auf der Suche nach Ersatzflächen für die düpierten Kanadier fündig: Die Ericusspitze.

Bis heute ist die eigentümliche Verquickung von Mirow, Voscherau und den kanadischen Spekulanten noch nicht vollständig aufgearbeitet. Für Augenzwinkern in Fachkreisen sorgte weiland auch der Umstand, daß Royal Trust in Hamburg offiziell durch den ehemaligen SPD-Justizsenator Frank Dahrendorf vertreten wurde, der wiederum seine Brötchen in der Rechtsanwaltskanzlei des SPD- Haushaltsausschußvorsitzenden Gerd Weiland verdient.

Florian Marten