Demo gegen AWO

■ Gegen "Schweinefraß" und Massenbetrieb

Demo gegen AWO

Gegen „Schweinefraß“ und Massenbetrieb

Auf blinde Fenster mußten gestern die MitarbeiterInnen der AWO-Zentrale „Auf den Häfen“ blicken: Die Fenster waren mit Tapeten verklebt. Die Bremer Kampagne gegen Sammellager wollte damit der AWO symbolisch die Lebensverhältnisse in den Unterkünften für AsylbewerbeInnen vor Augen führen. Die AWO betreibe in Bremen fünf Flüchtlings-Sammellager, darunter das Wohnschiff. „Maximal eine Person pro Kabine“, lautete deshalb auch eine der Forderungen.

„Wir betreiben keine einzige der Einrichtungen, sondern die Stadt“, verwahrt sich Burkhard Schiller, stellvertretender Geschäftsführer der AWO. Man sei um Essensversorgung und Beratung gebeten worden, „dieser Aufgabe stellen wir uns“.

„Bargeld statt Schweinefraß“ prangt nun in Riesenbuchstaben vor dem AWO-Eingang. Toastschnitten mit Scheiblettenkäse bietet ein Demonstrant an, „die repräsentativen AWO-Schnittchen“. Das ärgert den stellvertretenden Geschäftsführer: Schnittchen gebe es schon lang nicht mehr, auch kein Schweinefleisch, sondern vor allem Hühnerfleisch. Und daß die Flüchtlinge nicht die volle Sozialhilfe bekommen, sondern Gemeinschaftsverpflegung und ein Taschengeld — „das ist schließlich ein politischer Beschluß“, so Burghard Schiller.

Die Bremer Kampagne gegen Sammellager sieht aber durchaus Handlungsspielräume für den Wohlfahrstverband: Die AWO in Hamburg zum Beispiel, heißt es auf einem Flugblatt, lehne jegliche Teilnahme am Betrieb von Sammellagern ab. Außerdem verstoße die Bremer AWO gegen das Grundsatzprogramm, in dem Gemeinschaftsverpflegung und die „zwangsweise Unterbringung in Sammelunterkünften“ abgelehnt werden.

Auf die „Kehrseiten eines Wohlfahrtsverbandes“ sollte die Aktion aufmerksam machen, als Teil einer bundesweiten Kampagne „gegen Sammellager, Aussonderung und Abschiebung“, an der sich über 40 Städte beteiligen. Die folgenden Aktionstage im April, Mai und Juni sollen die „Einsperrung“ thematisieren, die „SchreibtischtäterInnen“ und die Abschiebungen. cis