Senator lief Spalier

■ Karl-Lerbs-Grundschule: Scherf bemüht

Senator lief Spalier

Karl-Lerbs-Grundschule: Scherf bemüht

Fast vergaßen sie das Demonstrieren, die GrundschülerInnen in der Neustädter Karl- Lerbs-Straße: Lieber noch ließen sie sich vom baumlangen Bildungssenator die Hand schütteln und die Transparente loben. Umso erboster jedoch die Eltern, die den Senator am Mittwochabend zur Besichtigung der Raumnot eingeladen hatten. „Ich finde das toll, daß Ihr Euch für Eure Schule einsetzt, mir fehlt nur noch das Geld, wir müssen das gemeinsam zusammenkratzen“, sprach der grippekranke fröstelnde Senator in die Flüstertüte. Wütend antwortete ihm eine Mutter: „Ihr sollt auch mal verzichten.“

Gereizte Stimmung dann auch in einem der Klassenzimmer, wo sich ElternvertreterInnen und LehrerInnen mit Scherf besprechen wollten: Die Presse war einfach mitgekommen. „Ich glaub', hier hat irgendwer gemogelt“, monierte Scherf, wollte es sich mit der Presse aber nicht verderben. Die Gesichter entspannten sich, als des Senators rechte Hand, Hermann Busse von der Schulverwaltung, den Eltern recht gab: „Wir müssen nicht streiten über den Bedarf, die Schule ist zu klein.“

Rund acht Räume hat der Ortsbeirat schon 1991 als Anbau beantragt. Grund: Die SchülerInnenzahlen steigen, da im Stadtteil ein Generationenwechsel stattfindet, außerdem erwartet man einen Zuzug vieler Familien in die neuen Häuser am Niedersachsendamm. Schon jetzt aber teilen sich 50 SchulanfängerInnen eine Toilette, schon jetzt wird auf dem Flur Musikunterricht erteilt (vgl. taz vom 17.3.).

Sofortigen Baubeginn mochte Scherf nicht versprechen, aber man will sich bemühen, das Anbau-Projekt im Haushalt 94 unterzubringen. „Das ist mein Einlassen, das ist nicht schön, aber es ist auch nicht Kalte-Schulter-Zeigen.“ Gelder für Investitionen seien noch knapper als die für Personal. Allein die Planung für einen Erweiterungsbau koste rund 200.000 Mark. „Es ist nicht die mangelnde Energie,“, sagte der Senator, ganz blaß im Gesicht, „sondern der zu enge Rahmen.“

Vielleicht sollte man dann besser mal den Fianzsenator einladen, überlegten nun die Eltern. „Wenn Sie Spaß daran haben“, sagte Scherf trocken. Nein, Ansprechpartner seien die Deputierten, die beraten am 11. Juni den Haushalt 94. Die Eltern schienen zufrieden. Der Senator tätschelte die Schulter des zierlichen Mitarbeiters Busse: „Wir beide werden versuchen, das in den Haushalt reinzubekommen — aber das ist keine Vorwegnahme der Entscheidung.“ cis.