Stadtwerke wollen mehr Saft

■ Kraftwerk Mittelsbüren IV: 30 Millionen Mark für 70 Megawatt

Für 30 Millionen Mark wollen die Stadtwerke ihren Kraftwerksblock Mittelsbüren IV nachbessern. Das hat der Vorstand des Energie-Unternehmens für die Aufsichtsratssitzung am Montag beantragt. Das Kraftwerk produziert 170 Megawatt (MW), ist aber auf 240 MW ausgelegt. Weil bei der vollen Auslastung zuviel Stickoxyde freigesetzt würden, wird der Kraftwerksblock derzeit nur auf dreiviertel Leistung gefahren.

Fritz Sehring, Vorstandsmitglied der Stadtwerke und zuständig für die Technik, erklärt das so: „Wir weiten nicht aus, sondern sorgen dafür, daß wir die Kapazität, die wir haben, auch abrufen können.“ Mit den 30 Millionen Mark Investitionskosten sollen im Gaskraftwerk Mittelsbüren IV neue Brenner eingebaut werden, die weniger Stickoxyde produzieren. Und das Kraftwerk soll eine Rauchgaszirkulation bekommen, in der das freiwerdende Stickoxyd wieder in den Brenner zurückgeführt werden kann.

Nach Ansicht Sehrings braucht das Unternehmen die 70 MW mehr. Zum einen sei die Investition billiger als der Zukauf von Strom bei der PreAG. Die 30 Millionen seien auch eine Investition in den Umweltschutz, weil sie zur Reinhaltung der Luft beitragen. Außerdem müßten die Stadtwerke die Versorgungssicherheit gewährleisten. Dafür gibt es Szenarien bei den Stadtwerken. Das schlimmste: Selbst wenn das größte Kraftwerk zur Sommerrevision abgeschaltet und das zweitgrößte Kraftwerk ausfällt, muß die Stadt komplett mit Strom versorgt werden können.

Dagegen argumentiert der energiepolitische Sprecher der Grünen, Walter Ruffler. „Wenn man die 30 Millionen in Energiespar-Maßnahmen investiert, erreicht man einen besseren Effekt für die Umwelt“, kritisiert er die Ausbaupläne der Stadtwerke. Sein zweites Argument: Da Mittelsbüren IV nach dem Hafenkraftwerk Block VI das zweitgrößte Kraftwerk ist, nach dem worst case Szenario also als Energie-Lieferant ausfallen würde, könnte es auch nicht zur Versorgungssicherheit in Bremen beitragen. Außerdem sei das Unternehmen bei der Berechnung der Energiereserve von einem ständigen Ansteigen des Energieverbrauchs ausgegangen.

Der grüne Umweltsenator Ralf Fücks ist Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke. „Ich halte es für übertrieben, den Ausbau von Mittelsbüren IV zu einer Grundsatzfrage über ökologische Energiepolitik zu machen.“ Ob die Stadtwerke die Energie tatsächlich brauchen werden, die sie durch die Investition gewinnen, „liegt hauptsächlich an der Entwicklung bei Klöckner“, vermutet Fücks. Sein energiepolitisches Hauptinteresse gilt dem Ausbau der Fernwärme. „Hier haben die Stadtwerke ihre ursprünglichen Pläne deutlich nach oben korrigiert“, meinte Fücks.

Auch das Fernwärmeprogramm wird auf der Tagesordnung der Aufsichtsratsitzung am Montag stehen.

mad