3 neue Drogen-Beratungsstellen

■ Senat macht ernst mit Dezentralisierung / Beiräte wollen mitziehen

Gut ein halbes Jahr nach der Verkündung des Drogen-Sofort- Programms im Bremer Senat steht die Dezentralisierung der Drogenberatungsstellen (Drobs) unmittelbar vor der Umsetzung. In der Bremer Neustadt und in Gröpelingen bedarf es nur noch der Zustimmung der Beiräte, „dann können wir praktisch einen Tag später einziehen“, erklärte der Leiter der Drobs, Anton Bartling.

Im Bremer Osten, wo es bereits einen positiven Beiratsbeschluß im Sozialausschuß gegeben hat, wird noch mit einem Vermieter verhandelt.

In der Neustadt will die Drobs in das ehemalige Clean-Cafe der Bremer Hilfe in die Große Johannisstraße. „Der Standort ist nicht optimal“, erklärte gestern Beiratssprecher Detlev Albers. Die Große Johannisstraße würde überwiegend mit enger Wohnbebauung genutzt, „da ist die Anonymität der Abhängigen nicht mehr gewährleistet“. Prinzipiell wolle der Beirat aber sein Scherflein zur Dezentralisierung der Drogen— Beratungen beitragen, erklärte Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer: „Wenn es denn der Standort sein muß, dann kann ich mir nur eine befristete Lösung zwischen sechs und zwölf Monaten vorstellen“. Der Beirat Neustadt will das brisante Thema nun am 29. März entscheiden.

Auch im Gröpelinger Lindenhofviertel ist die Drobs bei der Suche nach einem Gebäude bereits fündig geworden. Verabredungsgemäß sollte der Beirat seine Stellungnahme am nächsten Montag abgeben. Nach Darstellung des Stellvertretenden Ortsamtsleiters im Bremer Westen, Hans-Peter Mester, ist eine Entscheidung jetzt inzwischen wieder fraglich geworden: Sämtliche Beiratsmitglieder sollen bis auf weiteres die Arbeit eingestellt haben aus Protest gegen den Senatsbeschluß zur Anmietung eines Wohnschiffes für Asylbewerber, das im Kohlehafen in Gröpelingen festmachen soll. Auch das Gröpelinger Drobs- Büro wäre eigentlich einzugsbereit.

Durch das Beirats-Nadelör ist die Drobs im Bremer Osten bereits gegangen. „Wir hätten lieber einen Standort in Osterholz, weil der näher an des Szene liegt“, erklärte Ortsamtsleiter Hans-Dieter Rissland. „Wir wollten eigentlich richtig an die Kunden ran, weil das ja ein Erfolg werden soll.“ Aber auch jetzt, mit einer Anlaufstelle in Sebaldsbrück, wollte sich der Beirat nicht querstellen und „biß in den sauren Apfel“ (Rissland).

Die Schwierigkeiten der Drogenberatungsstelle für die Bevölkerung liegen am Bild der Drobs in der Bauernstraße. „Man muß aber wissen, daß die Abhängigen in den anderen Stadtteilen wesentlich anders strukturiert sind“, erklärt Drobs-Leiter Anton Bartling. Etwa 80 Prozent hätten noch eine Wohnung und seien „noch gut sozial integriert“.

Im Gegensatz zur Bauernstraße sollen die Drobs-Stellen im Bremer Süden, Westen und Osten weder medizinische Ambulanz noch Aufenthaltsräume oder Cafebetrieb haben. Die entsprechenden Personalstellen sind bereits bewilligt, in der Drobs in der Ölmählenstraße stehen SozialarbeiterInnen bereit, Verwaltungskräfte sollen schnell nachrücken. „Wir sind eine Hilfseinrichtung, und keine Stelle, wo Kinder verführt werden“, sagt Bartling. mad