Eßplätze in Dunkelzonen

■ Bauwettbewerb zur Umgestaltung von Plattenbauten in Marzahn erbringt Wohnbauten neuen Typs / Planungen des Pariser Architekten Jens Freiberg

Marzahn. In der Marzahner Wuhlestraße werden die tristen Elfgeschosser der Plattenbauserie QP71-R zu Wohngebäuden neuen Typs umgebaut. Die kantigen Betonkisten erhalten moderne Fassaden, Aufstockungen, neue Konstruktionen für Balkone und Loggien sowie Anbauten für Zugänge. Entlang der Wuhlestraße soll eine Zeile mit dreigeschossigen Wohnbauten entstehen, die mit der vorhandene Bebauung Höfe bilden. Die Planungen des Pariser Architekten Jens Freiberg sind mehr als ein neues „Hauskleid“, eine Möblierung für sogenannte Wohnumfeldverbesserungen oder ein bauliches „Implantat“. Sie erscheinen vielmehr als Auseinandersetzung und Interpretation der bereits existierenden städtebaulichen Situation in Marzahn-Ost.

Die Ideen zur Umgestaltung der Wohnhäuser in der östlichen Großsiedlung entstanden im Rahmen eines beschränkten Realisierungswettbewerbs, an dem sich sieben Architekturbüros beteiligten. Der Bauwettbewerb wurde ausgelobt im Zusammenhang eines „integrierten Entwicklungskonzepts für Wohnen und Städtebau“, das vom Bundesbauministerium und der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung gefördert wird. Die Aufgabe für die Architekten bestand darin, das Plattenquartier an der Wuhlestraße 15 bis 19 durch städtebauliche und architektonische Ergänzungen zu verändern. Die gestalterischen Verbesserungen allerdings sollten die Proportionen des vorhandenen Städtebaus nicht überformen.

Der Entwurf von Jens Freiberg, merkte das Preisgericht in seiner Beurteilung an, behalte die grundsätzliche städtebauliche Situation bei. „Durch die ergänzende Neubauzeile an der Wuhlestraße wird im Osten eine Hofsituation geschaffen, der eine Pergola als westlicher Abschluß entspricht.“ Es entstünden durch diese Planung im Blockinneren Grünbereiche mit Parkcharakter und neue öffentliche Räume. Das Preisgericht: „Hervorzuheben ist auch die sachliche Ergänzung an der Westseite, die bis zu einem Dachaufbau hochgeführt wird. Dadurch wird das Gebäude in seinen Abgrenzungen eindeutig gefaßt.“

Die Vorstellungen Freibergs für die Veränderung der Wohnungsgrundrisse stießen bei der Jury dagegen auf weniger Zustimmung. Zwar dienten die vorgebauten Loggien, die natürlich belüfteten Bäder und neuen Küchen einer „Verbesserung des Wohnwerts“. Allerdings entfielen aufgrund dieser baulichen Maßnahmen fast alle Ein- und Anderthalb-Zimmer- Wohnungen, was zu einem nicht akzeptablen Wohnungssschlüssel führe. Weitere „Negativmerkmale sind Eßplätze in Dunkelzonen und lange mehrfach gewinkelte Flure“, so das Preisgericht.

Die Jury empfahl dem Architekten die Überarbeitung des Entwurfs im Hinblick auf die mangelhaften Lösungen der Grundrißgrößen seiner Wohnungen. Zusätzlich bedeuteten die Preisrichter dem Bauherrn, den Verfasser des zweiten Preises, das Berliner Büro Borchert und Hendel, bei einem der nächsten Umbauvorhaben des Typs QP71-R zu beteiligen. Borchert und Hendel entwickelten in ihrem Beitrag drei- bis viergeschossige Giebelbauten, die klar definierte Straßen- und Hofräume schaffen. Rolf Lautenschläger

Die Entwürfe sollen demnächst im Bezirksamt Marzahn ausgestellt werden.