HSK Matt gesetzt ?

■ Trübe Aussichten für den Hamburger Schachklub beim nationalen Pokal

Sport oder Nicht-Sport? Diese Frage erscheint zumindest beim Schachsport längst als obsolet. Denkprozesse, die Schweißperlen auf der Stirn verursachen, ganz viele Formeln und Analysen gibt es an diesem Wochenende beim Hamburger Schachklub bei der Austragung des deutschen Pokals zu beobachten.

Die gesamte deutsche Schachelite sitzt in Hamburg an den Brettern. Neben dem für den FC Bayern München startenden Robert Hübner, bekannt aus Ausscheidungswettbewerben um die globale Schach-Krone, werden allerhand Spitzenspieler aus dem vormaligen Ostblock spielen. Etwa Alexej Schirow aus Lettland oder die beiden Russen Wladimir Kramnik und Artur Jussupow. Daneben wird auch der Hamburger Lokalmatador Matthias Wahls an den Start gehen. Als haushohe Favoriten für den Mannschaftstitel gelten neben den Bayern aus München die SS Köln-Porz. Sonstige Teilnehmer sind der HSK, Empor Berlin, die SG Bochum, der Bielefelder SK, die Frankfurter TG und der SK Passau.

Für den Hamburger Schachklub könnte es das letzte Turnier dieser Größenordnung sein. Die mit einer Außenseiterchance startende Bundesligamannschaft droht nach dieser Saison aus finanziellen Gründen zu zerfallen. Der Etat für die laufende Spielzeit in Höhe von 80000 Mark wird wahrscheinlich mit einem Minus von 30000 Mark abgeschlossen werden. Für die kommende Saison ab Juni 1993 kann höchstens mit der Hälfte des Vorjahres geplant werden.

Die beiden Spitzenspieler Wahls und Schirow bemühen sich bereits um Verträge bei einem solventeren Verein. Immerhin verdient jemand, der sich in dieser Sportart Großmeister nennen darf, pro Bundesligaspiel zwischen 1500 und 2000 Mark. Der Sieg 1987 im deutschen Pokal war der Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des Hamburger Schach Klubs. Damals firmierten die Meister-Sinierer allerdings noch unter dem Namen HSV. Anschließend von diesem Logo des Hamburger Leistungssport getrennt, ging es nur noch bergab in der Stadt, die das weltgrößte Breitensportturnier (Schulschach „Rechtes gegen Linkes Alsterufer“) dieser Leibes(?)-Übung austrägt.

dpa/kader