Hütte dringend gesucht

■ Das Projekt BIBer sucht Wohnungen für jugendliche Haftentlassene

sucht Wohnungen für jugendliche Haftentlassene

Die Wohnungsnot der Boomtown Hamburg ist für jugendliche Haftentlassene ein großes Problem. „Jeder vierte Insasse der Jugendanstalt Hahnöfersand wurde im vergangenen Jahr faktisch in die Obdachlosigkeit entlassen“, sagt Winfried Schebesch, Leiter des Projektes „Berufliche Integration und Beratung“ (BIBer), das sich um die Resozialisierung jugendlicher Haftentlassener bemüht.

Seit sieben Jahren motiviert BIBer jugendliche Straftäter noch wärend ihrer Haftzeit zu einer beruflichen Qualifizierung. Erfahrungen zeigen: Die Rückfallquote sinkt mit steigenden Berufsaussichten. Deshalb versuchen die fünf Mitarbeiter von BIBer schon ungefähr ein halbes Jahr vor Entlassung der Jugendlichen, draußen alles für eine erfolgreiche Integration vorzubereiten. In freiwilliger Zusammenarbeit mit ihren Klienten prüfen sie deren Förderungsmöglichkeiten und Umschulungsberechtigungen, sprechen Betriebe auf Lehrstellen an.

„Das Fehlen einer geeigneten Unterkunft nach der Haftentlassung“, so Schebesch, „läßt alle Bemühungen der beruflichen Lebensplanung in den Hintergrund treten.“ Unweigerlich gäbe es Probleme, die nicht selten zum Abbruch einer Ausbildung und den Rückfall in die Kriminalität führten. Um aus diesem Teufelskreis herauszuhelfen, will BIBer Wohnraum für insgesamt sechs bis acht Personen anmieten und den Haftentlassenen als Übergangshilfe überlassen. Dazu Ulrike Beese, die für das Wohnprojekt verantwortlich ist: „Durch Betreuung und unterstützende Hilfen wollen wir ein Angebot schaffen, das die Jugendlichen in ihrer Persönlichkeit und während ihrer Ausbilungsphase stabilisiert.“

Von der Bürgerschaft wurden ungefähr 500000 Mark an Sach- und Personalmittel zur Verfügung gestellt — als Anschubfinanzierung für eineinhalb Jahre. Doch das Projekt läuft seit September 1992 und es ist Ulrike Beese bislang nicht gelungen, auch nur eine Wohung anzumieten. Serienbriefe an Makler,

1Behörden und Wohungsgesellschaften wurden zwar höflich, aber abschlägig beantwortet.

SAGA-Pressesprecherin Sonia Borchers hält es für „sehr, sehr schwierig, überhaupt noch Wohnraum zu finden“. Das sei nicht grundsätzlich gegen die Personengruppe der Haftentlassenen gerichtet. „Man muß nur sehen, daß wir mit vielen Problemfällen zu tun haben.“ Die einzige Möglichkeit für BIBer: „Auf die Warteliste setzen lassen“, meint Sonia Borchers.

Eine Antwort, die Winfried Schebesch nicht begeistern kann. „Wir sind für die Haftentlassenen die Klammer zwischen Knast und Berufswelt“, sagt er, „Je enger die Klammer greift, desto größer die Chance für die Jugendlichen.“ Torsten Schubert