Wider die chipsgerechte Kartoffel

■ Veranstaltungsreihe „Essen aus dem Genlabor“ eröffnet

Der Termin paßte wie die Faust aufs Auge. Am Mittwoch abend begann in Bremen die Veranstaltungsreihe „Essen aus dem Genlabor — natürlich nicht!“, um über die Risiken von genmanipulierten Lebensmitteln zu informieren. Am gleichen Tag verkündete Bundesforschungsminister Wissmann in Bonn, daß die Bio- und Gentechnik bei der Vergabe von Fördergeldern künftig Priorität haben werden. Das Gentechnikgesetz soll „dereguliert“, also entschärft werden, und für die Technologie soll in der Bevölkerung verstärkt geworben werden.

Dem wollen die VeranstalterInnen von „Essen aus dem Genlabor entgegenwirken. In der Diskussion zum Thema „Vom Acker zum Reagenzglas“ ging es um die Geschichte von Ernährung und Gentechnik. „Die chipsgerechte Kartoffel, die industriegenormte Suppentomate und die genmanipulierte Bierhefe sind längst keine Hirngespinste mehr“, wurde betont. Anders als bei der Züchtung von Lebensmitteln überschreitet die Genmanipulation auch die Grenzen von Rassen: einem Schwein können menschliche Wachstumsgene eingesetzt werden, um den Fleischertrag zu optimieren. „Nach Ansicht der Gentechniker ist ein Lebewesen nur ein Computer — sie denken: mit der Gentechnik ändern wir nur das Programm, alles andere bleibt gleich“, sagte Antje Lorch von der Uni Bremen.

„Heute reden wir von Nahrungsmitteln statt von Lebensmitteln, weil da nichts Lebendiges mehr drin ist“, sagte Antje Büssenschütt vom Bremer Gesundheitsladen. Bei Bremen gebe es bereits die „Einbeker Kartoffel“ und die „Einbeker Zuckerrübe“, die durch Genmanipulation größer als normal und widerstandsfähig gegen Pestizide seien. In England und Holland gibt es bereits genmanipulierte Nahrungssmittel in den Geschäften; mit dem EG-Binnenmarkt stehen auch dafür die Grenzen offen.

„Das große Problem der Gen- industrie in Deutschland ist die fehlende Akzeptanz der Bevölkerung“, sagte Büssenschütt. Damit das so bleibt, gehen die Veranstaltungen weiter: am 23. (Thema: „Es ist angerichtet“) und 30. März (“Goldene Gene für die 3.Welt?“), jeweils 20 Uhr im Konsul-Hackfeldt-Haus. Vom 5. bis zum 30. April gibt es außerdem im Hauptgesundheitsamt Horner Straße eine Ausstellung des Umweltinstituts München zum Thema „Essen aus dem Genlabor und andere GENiale Geschäfte.“ bpo