■ Autolos
: Ein Leben ohne Auto – gibt es das heute noch

Annette Dreier, 30 Jahre, Erzieherin

Es wäre toll, wenn es Wohnbereiche gäbe, wo das Auto nicht hinkommt. Ich kenne Beispiele aus Städten in Italien, wo es wunderbar ist. Dort läuft man ganz unbelästigt und ungefährdet durch die Innenstadt. Der Krach ist nicht da, der Gestank ist nicht da. Man läuft auf der Straße, auch mit den Kindern. Es ist ein ganz anderes Lebensgefühl. Und auch hier könnten Teile der Stadt durchaus autofrei sein.

Olaf Brandenburg, 28 J., Werbeagentur-Inhaber

Ein Leben ohne Auto könnte ich mir sehr gut vorstellen – so zu zweit oder zu dritt auf den Malediven. Aber hier als Geschäftsmann ginge das nicht. Mit dem Fahrrad ist es schwierig, meine Akten zu transportieren und dann im schicken Anzug dazusitzen. Und Bahn und Bus werden nie die Schnelligkeit bringen, die ich brauche. Es liegt also gar nicht am Snobismus, schicke Autos fahren zu wollen.

Christl Lenkeit, 83 Jahre, Rentnerin

Ich kenne ja noch die Zeit, als es noch kaum Autos gab. Das war damals schöner als heute, nicht zu vergleichen. Heute muß doch alles schneller gehen, und alles ist hektisch. Ganz ohne Auto zu leben, fände ich gut. Allerdings hat mir mein Sohn erzählt, was alles an der Autoindustrie hängt. Wenn nun gar keine Autos mehr fabriziert würden, hätten wir noch mehr Arbeitslose. Davor habe ich Angst.

Mathias Peterkord, 24 J., Praktikant (Asylberatung)

Wenn viele Leute in der Gesellschaft glauben, daß es ohne Auto nicht geht, ist das ein Trugschluß. Es müßten nur vernünftige Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Vor hundert oder achtzig Jahren war das ja auch kein Problem. Aber es reicht jetzt auch nicht, einen autofreien Stadtbezirk mit toller Luft zu schaffen, wo alles picobello ist. Autofreie Städte sind wichtig, bundesweit!

Wolfgang L., 90 Jahre, Rentner

Ohne Autos zu leben, das wäre ideal. Das wäre so wie früher. Als Jungs gehörte uns die Straße. In der Kleinstadt haben wir am Tag – wenn überhaupt – zwei, drei Autos vorbeifahren sehen. Da haben wir zwischen den Pferdefuhrwerken Räuber und Gendarm gespielt. Nur auf der Straße spielte sich unsere Kindheit ab. Wenn ich heute diese Autokarawanen sehe, da wird mir ziemlich Angst.

Tilmann Harte, 46 Jahre, Puppenspieler

Mein Stadtteil ohne Auto, davon kann ich nur träumen. Die Vorstellung dazu geht mir ab. Gegen die dynamische Bewegung Auto gibt es ja keine großartige Gegenbewegung. Wie wahnsinnig oft „Auto“ vorkommt, also etwa in „autonom“, „Autocard“, „automatisch“ – das sitzt so tief drin im Körper unserer Sprache. Mannomann, das wegzukriegen ist ein Traum. Und wo wacht man auf? Im Auto.

Umfrage: Nikolas Müller-P.

Fotos: Rolf Zöllner