Schrauben locker

■ Erneut kleiner Störfall bei Hoechst/ LKA nennt Ursache der Explosion

Frankfurt/Main (taz) – Zwei Schrauben haben nach einem vorläufigen Untersuchungsbericht des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) die Explosion im Stammwerk der Hoechst AG verursacht. Wie Hoechst-Konzernsprecher Ludwig Schönefeld mitteilte, sei es durch „metallische Fremdkörper“ – „vermutlich zwei Schrauben“ — im sogenannten Vorschneider der Anlage zur Funkenbildung gekommen. Dieser Funke habe dann ein „zündfähiges Lösungsmittel- Luft-Gemisch“ zur Explosion gebracht. Darüber, wie Luft – also Sauerstoff – in den geschlossenen Produktionsablauf bei der Herstellung von „Mowiol“ gelangen konnte, gibt es bisher nur Mutmaßungen.

Nach dem vorläufigen LKA- Bericht ist der Sauerstoff jedenfalls durch sogenannte Inspektionsklappen am Bandkasten in die Anlage eingedrungen. Ob Arbeiter bei der Betriebsstörung der Anlage am Montag nachmittag gegen 3 Uhr diese Inspektionsklappen geöffnet und nicht wieder ordnungsgemäß verschlossen haben, geht aus dem LKA-Bericht offenbar nicht hervor. Fest steht, daß die „Fachleute“ (Hoechst AG) für die Reparaturarbeiten am Montag morgen durch die Explosion eines „Lösungsmittel-Luft-Gemischs“ zu ersten akuten Opfern der Störfallserie bei der Hoechst AG wurden. Der Schichtführer wurde getötet – und der schwer brandverletzte Vorarbeiter liegt noch immer auf der Intensivstation eines Spezialkrankenhauses.

Inzwischen hat der hessische VCI-Landesverbandsvorsitzende Plenz den Grünen im Wiesbadener Landtag versichert, daß der VCI nicht gegen Kontrollen der Chemiebetriebe durch externe Experten argumentiere. Allerdings werde es den „gläsernen Chemiebetrieb“ nicht geben.

Zugesagt habe Plenz den Grünen dagegen die Intensivierung der toxologischen Bewertung der rund 4.600 Altstoffe, die in den Chemiebetrieben mit einem Volumen von mehr als zehn Jahrestonnen produziert werden, sagte Fraktionschef Rupert von Plottnitz. Der VCI will sich hier für eine europaweite Zusammenarbeit einsetzen.

Gestern morgen schlug der Störfallteufel bei Hoechst wieder zu. Geringe Mengen Schwefelsäure entwichen aus einem Betriebsteil der Frankfurter Hoechst AG.

Die etwa 150 Gramm Schwefelsäure seien von der Feuerwehr sofort mit einem Wasserschleier unschädlich gemacht worden. Kpk