Weibliche Berufstätige feierten sich

■ Verbands-"Kerzenfeier" mit Klaviermusik und Festvortrag über sexuelle Gewalt

Weibliche Berufstätige feierten sich

Verbands-„Kerzenfeier“ mit Klaviermusik und Festvortrag über sexuelle Gewalt

Ein bißchen merkwürdig las sich sich die Einladung des Verbandes berufstätiger Frauen: „Internationale Kerzenfeier“ im Park-Hotel, festliche Kleidung erwünscht. Zwischen Vorspeise und Hauptgang sollte es ein „Festreferat“ über sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz geben. Am Flügel Gitta Hasanova. Doch die Gästeliste flößte Vertrauen ein: Neben der Gleichstellungsbeauftragten Ursula Kerstein war zum Beispiel Dom-Organistin Käthe van Tricht gekommen.

Die Bitte um festliche Kleidung hatte am Freitag abend nicht jede der über 100 Frauen ernst genommen. Sehr zur Enttäuschung der Vorsitzenden des Bremer Clubs, Annegret Hastedt. Früher nämlich, in den Gründerjahren 1931 und dann wieder 1951, hatten sich die Damen in lang gezeigt. „Eine große Veranstaltung exklusiver Art für Frauen soll unser Fest sein, das gibt es ja sonst nicht“, erklärt die Vorsitzende die Kleidervorschrift. Frauen könnten an der Eiswette und ähnlichen Festlichkeiten ja immer nur in der Position einer gehobenen Ehefrau teilnehmen.

Eine Kerze für die berufstätigen Frauen in den USA, eine für die in Surinam — 88 Kerzen wurden nacheinander angezündet. Die Damen legten die Hände in den Schoß, nur das Quietschen der eilfertigen Kellnersohlen war zu hören. Auf der ganzen Welt, so die Rednerin, feierten nun in diesem Moment die Mitgliederclubs der „International Federation of Business und Professional Women“ ein Fest und versprächen einander, sich für die wirtschaftliche und soziale Förderung aller Frauen einzusetzen, besonders für ihre Bildung — aber natürlich auch für den Frieden.

Endlich die Suppe. Die Stimmung lockerte sich, Plaudern an den 14 großen runden Tischen. Man lugte in die kleinen Geschenktütchen vor dem Teller: ein „Enthefter“. Die Industriekauffrau zur Linken und die Fitness- Studioleiterin zur Rechten schätzen am Club besonders die Seminare und Vorträge zu Zeitmanagement, Pflegegeldversicherung oder Steuerfragen. Der Vortrag über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sei vor wenigen Jahren noch nicht möglich gewesen, flüstert eine Frau, sie habe den Damenclub noch als erzkonservativen erlebt. Seit einem Jahr jedoch seien mehr Frauen in den Dreißigern dazugestoßen.

Neben dem Austausch über Berufliches lockt wohl die Geborgenheit, die der Club bietet: Da kümmert sich eine, wenn man krank ist, da schließt man Freundschaften fürs Alter — immerhin sind etwa die Hälfte der Frauen alleinstehend.

Nicht zuletzt kann man sein Geschäft bekannter machen, sagt eine Homöopathin und lächelt verschmitzt. Eben fast wie bei den Männer-Clubs. Der Bremer Club trifft sich jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat um 19.30 im „Club zu Bremen“.

Christine Holch