■ Thema des Tages
: Frühlingsfeeling

Die geneigten Leser und Leserinnen sind es gewohnt, an dieser Stelle stets ein paar Zeilen zu finden, die dem vermeintlich wichtigsten Thema des Tages gewidmet sind. Ohne in sprachliche Übertreibungen verfallen zu wollen – zum Beispiel daß die Sonne alle Ereignisse in den Schatten gestellt habe und was der enthemmten Schwärmereien mehr sind –, sei darauf hingewiesen, daß am gestrigen Tage dafür in strahlender, heller, unübertrefflicher Klarheit nur der Frühling in Frage kam. Das Gras ergrünte, Gesichter erröteten, die B.Z. würdigte den Freudentag mit einer rosenduftgetränkten Ausgabe, und selbst der neue Politskandal im Hause Krause ließ thematische Anspielungen auf den Frühjahrsputz nicht missen.

Brutal zerstört wurde der schöne Reigen gestern aber durch das Volk der Meteorologen. „Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der Frühling in diesem Jahr voraussichtlich kühl und feucht“, wurde uns da eine Pressemitteilung wie ein naßkalter Waschlappen entgegengeschleudert. Die Prognose stammt von Wolfgang Röder, dessen langfristige Vorhersagen sich „bisher immer als sehr zuverlässig erwiesen“. In diesem Jahr, wagt uns der Kerl zu sagen, wird es im April „voraussichtlich überdurchschnittlich häufig regnen“, der Wonnemonat Mai wird uns durch unbeständiges und kühles Wetter versaut, selbst der Juni gerät „eher zu kühl“. Zum vermeintlichen Trost verrät er uns am Ende, daß dafür die Hundstage vom 25. Juli bis 10. August zu heiß werden. Der hundsgemeine Frühlingskiller Röder sollte lieber Weihnachtsbaumaufleser werden. Ute Scheub