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: "Was'n Arschloch"

■ Fritz meets Mick Jagger

Fritz meets Mick Jagger, ARD, Samstag, 23.20 Uhr

„Man muß mehr Interviews geben, als man eigentlich nötig hat“, sagte Mick Jagger gleich zu Anfang des „Interviews“, das Fritz Egner am Samstag in der ARD präsentierte. Jagger – offensichtlich nicht mit Toupet, sondern allenfalls mit neuer Perücke – hatte intuitiv erkannt, was für ein Kaliber er da vor sich hatte. Und meinte knochentrocken: „What an asshole!“ (dt. Übersetzung: „Was 'ne unverschämte Frage!“).

Womit Old Knutschmaul den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Die ständige Bildschirmpräsenz des Oberlangweilers Fritz Egner (allein Freitag und Samstag war er gleich dreimal bei ARD und ZDF zu sehen) ist noch immer eines der größten Mysterien des deutschen Fernsehens. Irgendwer beim Bayerischen Rundfunk muß nach dem Weggang von Thomas Gottschalk irgendeinen Narren an diesem Grinspferd gefressen und ihn der ARD aufs Auge gedrückt haben. Eine neue Show mit Fritz ist bereits in Planung.

Egner, von jeder Sachkenntnis ungetrübt, geht nur noch auf den Keks: Seine Unmoderation anläßlich der Live-Übertragung des Bob-Dylan-Jubiläumskonzerts war ein programmlicher Tiefpunkt der Öffentlich- Rechtlichen im vergangenen Jahr und hätte einen Negativ- Grimme-Preis in Katzengold verdient.

Ganze 35 Minuten seiner wertvollen Lebenszeit hatte Mick Jagger dem selbsternannten Musikexperten Egner gewidmet. Und die nützte der zum Plazieren von Belanglosigkeiten. „Mick hat Spaß an seiner neuen Produktion, und vor seinem Auftritt in New York war er ganz aufgeregt.“ Fritzchen als Gewinner der Bravo-Aktion „Treffe deinen Star“. Ein Zusammenschnitt von Videoclips mußte das Vakuum ausfüllen. Egner als beliebiger Stichwortgeber: „Würdest du sagen, die Red Hot Chilli Peppers sind die Stones der 90er Jahre?“ In solchen Augenblicken sehnt man sich sogar nach Albrecht Metzger vom WDR-Rockpalast zurück.

Schon für den 31. Mai hat Fritz Egner ein neues Machwerk angedroht. Diesmal wird er Rod Stewart treffen. Weitere Folgen sind in Arbeit: Egner meets Bowie, Egner meets James Brown – hergestellt von einer Produktionsfirma mit dem bezeichnenden Namen „Bis es euch gefällt“. Gnade! Jürgen Bischoff