Schönberg: Volle Kassen für Müll-Makler

Der Chef der Hamburger Stadtreinigung, Berend Krüger räumte gestern ein, daß der Vertrag von 1990 für Müll-Lieferungen auf die Deponie Schönberg (Mecklenburg) hätte günstiger ausfallen können. Denn ohne Vermittlung des Hanseatischen Baustoffkontors (HBK) wäre es für die Hansestadt billiger geworden. Hamburg habe zwar versucht, mit den damaligen Betreibern, zum Beispiel der Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft (IAG) direkt zu verhandeln, sei aber auf die HBK verwiesen worden. Damit bestätigte er Vorwürfe, Hamburg habe sich bei den Verhandlungen mit der HBK des Lübecker Müllhändlers Adolf Hilmer über den Tisch ziehen lassen. Dazu Krüger: „Für Monopole muß man Renten bezahlen.“ Wichtig sei es gewesen, die Entsorgung für Hamburg sicherzustellen.

Seit 1979 werden an der größten Giftmüllkippe Europas jährlich über eine Million Tonnen Müll angeliefert. Und Hamburg ist mit rund 450000 Tonnen der größte Kunde in Schönberg. Die seit Jahren umstrittene Deponie ist erneut auch durch einen Bericht des Schweriner Landesrechnungshofes in die Diskussion gekommen. Danach soll die Gift-Kippe undicht sein und zudem ein unkalkulierbares Risiko für das Land darstellen. Der Vertrag mit den privaten Betreibern sei schlecht ausgehandelt, weil vier Fünftel der Profite an die Betreiber geht, die Schadenshaftung aber an das Land. Zur Zeit verhandelt die Hansestadt über die neuen Preise für 1993. Die Kosten pro Tonne sollen von 145 auf 192 Mark steigen. Die Folge: Hamburgs Müllgebühren würden um fünf Prozent steigen.

Reinhard Soltau, Hamburger FDP-Fraktionsvorsitzender, fordert die Diskussion der Müll-Affäre in der heutigen Sitzung des Umweltausschusses des Parlamentes. Seiner Ansicht nach müssen alle Details der damaligen Vertragsverhandlungen Hamburgs und der Umweltgefährdung geklärt werden dpa