Kein Märchen: Baba Krause und die 25 Sklaven Von Mathias Bröckers

Putzen Sie noch selbst? Schön blöd! Wo das Arbeitsamt 70 Prozent aller Kosten trägt, können sich doch selbst Arbeitslose eine Putzfrau leisten. Oder wie wär's mit einem Koch, einem Chauffeur, einem Gärtner für die Balkonpflanzen – kein Problem. Millionen unbeschäftigter Spezialisten warten darauf, bei Ihnen zu Hause als Dienstbote „wiedereingegliedert“ zu werden, und Milliarden Steuermärker liegen auf den Arbeitsämtern bereit, diese „Maßnahme“ zu finanzieren. Wenn der Sachbearbeiter dort nicht so recht spurt, bleiben Sie nur hartnäckig: Was in Bad Doberan gilt, gilt schließlich überall. Ganze drei Mark die Stunde mußte Minister Krause seiner Putzfrau Edith Boelter bezahlen, Preise, von denen selbst die alten Griechen nur träumten: Sie mußten ihre Sklaven nicht nur teuer einkaufen, sondern auch noch lebenslänglich für Kost und Logis aufkommen. Eine Dienerin wie Frau Boelter, die für drei Mark die Stunde wischt und wienert und nach Bedarf geheuert und gefeuert werden kann, wäre auf jedem antiken Sklavenmarkt ein absolutes Schnäppchen gewesen. Nehmen wir ein Ministergehalt von etwa 27.000 Mark, so könnte sich ein Herr Krause 25 Sklaven halten und hätte immer noch die Hälfte seines Gehalts für den Eigenverbrauch übrig. Und das alles völlig legal. Ja, sind das nicht traumhafte Verhältnisse? Für 480 müde Mark im Monat full time einen Leibeigenen für sich schuften lassen – wer wird denn da als Langzeitarbeitsloser den Müll noch selber runtertragen? Und was sagt Feudalfürst Krause? Er habe begreifen müssen, „daß Politiker in Deutschland nicht das Recht auf Gleichbehandlung haben wie jeder andere Bürger auch“. Da haben wir's: Nur weil Arbeitslose und Sozialrentner zu blöd sind, sich für ein Trinkgeld einen Sklaven anzuheuern, kommt sich der clevere Minister jetzt ungleich behandelt vor. Völker, hört die Signale: Ab zum Arbeitsamt und einen Butler gemietet, Dreck für Putzfrauen ist in der kleinsten Hütte! Denn es kann ja wohl nicht angehen, daß es nach Dienstwagen und Briefbögen jetzt Putzfrauen sind, wg. derer Minister hierzulande zurücktreten. Auch wenn die penetrante Raffgier, die hemmungslose Abgreifer- und Pfennigfuchser-Mentalität, die der Fall Krause offenbart, allemal stillos genug sind, um den Herrn als Minister unmöglich zu machen – als Rücktrittsgrund kann doch nur eines in Frage kommen: seine fatal betonköpfige, verkehrs- und umweltpolitische Totalblindheit. So wie wir uns den Rücktritt eines Wirtschaftsministers nicht wegen eines Briefbogens, sondern mit dem öffentlichen Eingeständnis wünschen, daß er von einer neuen, der Erde als Gesamtorganismus gerecht werdenden Wirtschaftspolitik nicht den Hauch einer Idee hat. Und von einer Diskussion über die Kompetenz der Bundestagspräsidentin erwarten, daß sie nicht stattfindet, weil Herr Süssmuth für lau den Dienst-Daimler benutzt, sondern weil seine Frau als Bauherrin nicht einmal eine funktionierende Mikrofonanlage hinkriegt und Millionen in den Bonner Sand setzt. Wirklich gewonnen wäre nur etwas, wenn Günter Krause nicht wegen privater Groschengeilheit, sondern als öffentlicher Reichsautobahnverweser zurücktritt.