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Bertelsmann-Country

■ NRW: Sat.1 droht Antennenknick

Düsseldorf (dpa) – Sat.1 ringt um seine Existenzgrundlage: die Antennen-Frequenz in Nordrhein-Westfalen. Mitte Mai wird die Düsseldorfer Landesanstalt für Rundfunk (LfR) entscheiden, welcher Sender auf der bisher von Sat.1 genutzten Frequenz künftig sein Programm ausstrahlen darf. Die Chancen, daß die Kommerz- Funker erneut den Zuschlag erhalten, stehen zur Zeit eher schlecht. LfR-Direktor Klaus Schütz vermutet nämlich, daß der zweitgrößte deutsche Privatsender in rechtlich unzulässiger Weise in den Händen von Medienmogul Leo Kirch ist. Sat.1 gehört zu 43 Prozent Kirch, darüber hinaus besitzt er aber inzwischen 35 Prozent an Springer – das Verlagshaus wiederum hält 20 Prozent Anteile an Sat.1. Für Schütz legt das einen Bruch des Rundfunkstaatsvertrags nahe, der eine Beteiligung eines Gesellschafters von mehr als 50 Prozent bei einem Sender untersagt. Schütz: „Sat.1 muß klarstellen, daß der Kirch-Anteil an Springer nicht für zusätzlichen Einfluß genutzt werden kann.“

„Das ist eine sehr ernste Situation“, sagt dazu Sat.1-Geschäftsführer Jürgen Doetz. Es gebe keinerlei versteckte Einflußnahmen, keine Poolbildungen, keine Nebenabsprachen. Doetz: „Ich wäre sogar bereit, das an Eides statt zu versichern.“ Um die Antennenfrequenz haben sich jetzt neben Sat.1 die DCTP Entwicklungsgesellschaft für TV Programme, Deutsches Sportfernsehen, Kanal 4 Rundfunkgesellschaft, Pro 7 Television, Veranstaltergemeinschaft Landesweites Fernsehen NRW, West 4 TV-Mediengesellschaft und RTL 2 Fernsehen beworben. Falls RTL 2 die Lizenz erhält, sieht Doetz Nordrhein-Westfalen schon als „Bertelsmann-Land“: Dann hätte der Gütersloher Medien- Riese über seinen Einfluß bei RTL, RTL 2 und Vox sämtliche Antennen-Frequenzen im bevölkerungsreichsten Bundesland.

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