Teufel drängt auf Schulzeitverkürzung

■ Appell an Länderchefs/ Kultusminister wollen mehr Geld

Bonn (dpa) – Im Streit um die künftige Schuldauer bis zum Abitur drängt Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) auf eine Grundsatzentscheidung bei der Tagung der Länderchefs an diesem Donnerstag in Bonn.

In einem Brief an seine Amtskollegen plädiert Teufel nachdrücklich für ein Streichen des 13. Schuljahres im Westen, zum einen als Beitrag zur Verkürzung der Ausbildungszeiten insgesamt, zum anderen aber auch, um im Schulwesen bundesweit „mittelfristig“ über eine Milliarde Mark pro Jahr einsparen zu können. Teufel sieht darin auch „einen Akt der Solidarität“ gegenüber den neuen Bundesländern. Im Osten wird gegenwärtig das Abitur nach zwölf Schuljahren vergeben.

Der CDU-Politiker verlangt gleichzeitig eine Rückkehr zum alten Klassenverband der gymnasialen Oberstufe. Das heute gültige Kurssystem war Anfang der 70er Jahre eingeführt worden, um die Abiturienten besser für das Studium vorzubereiten.

Mit einer sofortigen Grundsatzentscheidung der Länder zur Schulzeit will Teufel auch vermeiden, daß dieses Thema bei dem „Bund-Länder-Bildungsgipfel“ im September noch eine Rolle spielt. In dem Brief pocht der Ministerpräsident dabei auf die alleinige Zuständigkeit der Länder. Bundeskanzler Helmut Kohl hatte erst am Vortag erneut für eine Verkürzung der Schulzeit plädiert.

Auf einem überraschenden Treffen, ebenfalls am Vortag, beschlossen die Kultusminister der 16 Bundesländer, den „Bildungsgipfel“ platzen zu lassen, wenn Bonn nicht zuvor mehr Geld in den Ausbau der Hochschulen investiert. Notfalls wolle man allein ohne den Bund die Reform der mit 1,83 Millionen Studenten überfüllten Hochschulen vorantreiben.

„Erst wird über Geld geredet, dann über den Bildungsgipfel“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Steffi Schnoor (CDU). Die Länder erwarteten spätestens bis Mitte Juli eine Zusage des Bundes über eine deutliche Erhöhung der Hochschulbaumittel.