Zum Stasi-Knast statt zum Ausschuß

■ DDR-Bürgerrechtler versetzen Stolpe-Ausschuß erneut

Keine Zwangsmittel, keine Ladung, kein weiterer Bedarf. Mit dieser Entscheidung versuchte gestern der Potsdamer Stolpe-Untersuchungsausschuß den Konflikt mit den ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern zu entschärfen, die wie bereits zuvor auch gestern ihren Protest an der Ausschußarbeit durch Nichterscheinen dokumentierten. Statt vor dem als „Alibiveranstaltung“ apostrophierten Ausschuß versammelten sich etwa fünfzig Bürgerrechtler sowie Vertreter verschiedener DDR-Opferverbände zu einer Gedenkveranstaltung vor dem ehemaligen Stasi- Untersuchungsgefängnis in der Potsdamer Innenstadt, „um an all diejenige zu erinnern, die hier und in anderen Gefängnissen der DDR eingesessen haben“. In einer kurzen Erklärung kritisierte Freya Klier, der dreijährige Versuch, mit der Vergangenheit umzugehen, habe mehr dem Vergessen als dem Erinnern gedient. „Wir jedoch lassen uns unsere Erinnerung nicht korrigieren“, wandte sich Freya Klier gegen eine „Bagatellisierung“ der DDR-Staatssicherheit.

Direkter zur Sache — sprich zur Person — ging in seiner Rede Herbert Kreuzer, Vertreter des Kurt- Schumacher-Kreises: Von seiner „moralischen Warte als langjähriger Häftling der DDR aus“ fragte er, „ob sich die junge Demokratie Typen wie Stolpe wirklich leisten“ könne. „Der Stolpe soll in Zukunft die Klappe halten.“ Anschließend wurden weiße Rosen an die Gitterstäbe des Gebäudes geklemmt. Eine während der Feier angebrachte Gedenktafel am Potsdamer Stasi-Knast erinnert seit gestern an die Mitverantwortung der Stasi-Mitarbeiter für 200.000 politische Häftlinge „und ein interniertes Volk“.

Das Volk blieb gestern der Veranstaltung fern. Immerhin: Manfred Stolpe äußerte sein Verständnis für die Enttäuschung der Bürgerrechtler. Frust könne auch blind machen, führe zur verzerrten Wahrnehmung der DDR-Vergangenheit und zur teilweuise maßlosen Überschätzung der eigenen historischen Rolle. Stolpe ist überzeugt: „Der Versuch, Geschichtsklitterung auf meine Kosten zu betreiben, wird mißlingen.“ Eis