Asiatische Atommächte

■ Nordkorea: „Halb-Krieg“ beendet

Tokio/Neu Delhi (AFP) – Knapp zwei Wochen, nachdem Nordkorea seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag erklärt hat, bekräftigte die indische Regierung erneut, daß sie den Vertrag gar nicht erst unterzeichnen will. Indiens Ministerpräsident Narasimha Rao habe diese „Grundsatzentscheidung“ der Regierung den USA, Rußland, Japan, Großbritannien und der Bundesrepublik mitgeteilt, sagte Außenminister Dinesh Singh am Mittwoch vor dem Parlament. Begründung: der Vertrag sei „diskriminierend“.

Indien war im Jahr 1974 mit der Zündung eines unterirdischen Atomsprengsatzes von einer geschätzten Stärke von 10 bis 15.000 Tonnen TNT sechste Atommacht geworden. Jede indische Regierung beteuert ihre ausschließlich friedliche Nutzung der Atomenergie, doch ruft das militärische Potential der neuentwickelten Trägerraketen mit einer Interkontinentalwaffen-Trägerkapazität bei Indiens Nachbarn, vor allem bei Pakistan, Besorgnis hervor.

Die westlichen Staaten und Japan hatten in den vergangenen Jahren und Monaten verstärkt versucht, Indien ebenso wie seinen Nachbarn Pakistan dazu zu bringen, dem Vertrag beizutreten. Sie taten dies mit Zuckerbrot und Peitsche – daß heißt, die USA haben eine Weiterführung der Militärhilfe an Pakistan mit der Bedingung verknüpft, daß es sein vermutetes Atomwaffenprogramm einstellen solle. Die USA und Anfang diesen Jahres auch Japan sollen die Gewährung von Hilfsleistungen mit dem Beitritt beider Länder zum Vertrag verbunden haben.

Unterdessen sind die Hoffnungen weiter gesunken, daß sich Nordkorea doch noch dazu entschließen mag, seinen Austritt zurückzunehmen. Dies besonders, nachdem der chinesische Außenminister Qian Qichen am Dienstag in Peking erklärt hat, China lehne Sanktionen jeder Art ab. China, seit dem Ende des Kalten Krieges wichtigster – und fast noch einziger – Unterstützer Nordkoreas, wandte sich ebenfalls dagegen, daß sich der Weltsicherheitsrat mit dem Thema beschäftigt. Inzwischen hat die nordkoreanische Regierung den am 9. März verhängten „Halbkriegszustand“ aufgehoben. Das berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Danach hat der Oberbefehlshaber der nordkoreanischen Streitkräfte, Kim Jong Il, der Bevölkerung einen entsprechenden Befehl gegeben. Noch in der Nacht zuvor wurden Diplomaten zufolge die Verdunkelungen eingehalten. Jetzt durften die Nordkoreaner auch wieder im Lande reisen.

Nordkorea hatte den erhöhten militärischen Alarmzustand als Reaktion auf das amerikanisch- südkoreanische Manöver „Teamgeist“ verhängt, daß in der vergangenen Woche zu Ende gegangen war. Wie KCNA meldet, wird die Bevölkerung aufgefordert, weiterhin wachsam zu sein, um „die Provokationen des Feindes jederzeit niederschlagen zu können“.