Lokalkoloratur: Karl Ludwig Kohlwage

LOKALKOLORATUR

Fröhlichkeit hat einen Namen: Karl Ludwig Kohlwage, Bischof der Christen in und um Lübeck herum, hat offen bekannt, er habe vor 25 Jahren zuletzt geweint. Kircheninsider wollen den bald 60jährigen für einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde vorschlagen. Wir kirchlich Distanzierten dagegen möchten nur voller Bewunderung ausrufen: In solch getrockneten Tränensäcken ist die Frohe Botschaft gut aufgehoben – überzeugend, ehrlich, von bewundernswerter Offenheit. Will Gott keine miesmachenden Trauerklöße unter seinen Erdendienern? Weinen, Jammern – widerspricht das nicht geradezu dem Evangelium der Frohen Botschaft? Schmach über alle, die die Feuchtigkeit negativer Emotionen über ihre Wangen fließen lassen: „Gott wird abwischen all eure Tränen“, verheißt schließlich schon der Prophet Jesaja. Nachdenklich hat uns allerdings gemacht, daß der fröhliche Bischof 1968 zum letzten Mal der teuflischen Versuchung tränenreicher Verzweiflung erlag. Etwa weil die Linken auch unter seinem Pastorentalar den Muff von 1000 Jahren aufspürten? Weil er nicht den Mut fand, sich einzureihen in die Prozessionen atheistischer Kommunarden? Gott weiß es allein. Sorgenfalten legt uns ein Bischofswort auf die Stirn, daß wir ebenfalls der Nordelbischen Kirchenzeitung verdanken: „Ich habe den größten Teil meines Lebens als Christ gelebt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“ Soll der Frohbischof gesagt haben. Steht da. Lieber Bischof, wir empfehlen Dir: Werd bloß nicht Buddhist, Esoteriker, Muselmann: Du könntest weinen lernen! ub