Problem erkannt – doch nicht gebannt

■ Suche nach „Ideen gegen Gewalt“

Lichtenberg. Dunkle Straßen mit Plattenbauten, kein Mensch weit und breit. „Rotfront verrecke“ steht groß an eine Wand gesprüht. Die Angst wächst, und die Jugendlichen werden immer brutaler, da waren sich am Mittwoch abend im Studio „Bildende Kunst“ in Lichtenberg alle einig.

Zu der SPD-Veranstaltung, „Ideen gegen Gewalt“ waren prominente Gäste wie der Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) und Kriminalhauptkommissar Wolfgang Zirk geladen. Auch der sanfte Liedermacher Mathias Görnand und der Betreuer des Skinheadprojekts in der Pfarrstraße, Michael Heinisch, saßen auf dem Podium. Unter der Moderation des stellvertretenden SPD-Landesvorsitzenden Christof Tannert diskutierten sie über die Gründe für die steigende Gewaltbereitschaft. Doch das Motto wurde nicht eingelöst, denn gerade an den Ideen gegen Gewalt mangelte es. Zu sehr blieb man bei der Ursachenforschung hängen. Nicht die Anzahl der Gewalttaten habe sich geändert, so der Kommissar, sondern ihre Qualität. Die Jugendlichen würden vor nichts mehr zurückschrecken. Einig waren sich die Spezialisten, daß diese Gewalt nicht ein Problem der Jugend sei. Die Ursachen müßten in der Gesellschaft gesucht werden.

Als Hauptverursacher von Brutalität wurde schnell das Fernsehen ausgemacht. Durch Nonstop-Berieselung der Kids mit Horrorfilmen verschiebe sich ihre Wahrnehmung. „Gewalt wird als etwas erlebt, das gar nicht so wehtut“, meinte Thomas Krüger. Harald Ehlert, Leiter der Treberhilfe, präzisierte: Nicht das Fernsehen an sich sei schuld, sondern der Sensationsjournalismus.

Übel Nummer zwei, auch da einigten sich die Promis schnell, seien die kaputten Familien. Existenzangst der Erwachsenen vor allem in den neuen Ländern gehe nicht spurlos an den Eltern-Kind- Beziehungen vorbei. Viele jugendliche Kriminelle hätten Gewalt schon in der Familie erfahren und würde diese dann auf die Straße tragen, so Thomas Krüger. Risikogesellschaft und zunehmende soziale Unsicherheit treibe immer mehr Jugendliche in die Gewaltszene. „Wer sich die teure 501- Jeans nicht leisten kann und mit ollen Puma-Turnschuhen rumrennen muß, der kann einem Schwächeren immer noch eins aufs Maul hauen, um sich zu beweisen, daß er was Besseres ist“, berichtete der Kommissar von seinen Erfahrungen. Die Angst vor dem sozialen Abstieg führe zu Frustration und Gewalt. Hier müsse dann die Gesellschaft mit sozialpädagogischen Konzepten ansetzen. Da waren sich dann erneut alle einig und gingen nach Hause. jug