: Büroflächenmarkt stabil
■ Immobilienbratungsfirma: Gleichbleibende Nachfrage nach Gewerbeflächen / Preise sind auf Vorjahresniveau
Berlin. Die Berliner Immobilienmakler können aufatmen. Allen Unkenrufen zum Trotz bleibt der Berliner Markt für Büroflächen stabil. Das jedenfalls ist das Ergebnis, zu dem die Berliner Immobilienberatungsfirma Jones Lang Wootton kommt und das sie gestern vorgestellt hat. Auch wenn die erste Euphoriewelle für den Standort Berlin merklich nachgelassen habe, so der Vize-Chef der Berliner Dependance, Sascha Hettrich, konnten insgesamt zurückgehende Mietpreise verhindert werden.
Die Spitzenmieten für Büroflächen in den sogenannten 1a- Standorten (Ku'damm, Friedrichstraße, Unter den Linden) lagen nach Hettrichs Angaben im ersten Quartal 1993 mit 70 bis 75 Mark je Quadratmeter nur unwesentlich unter dem Vorjahresergebnis von bis zu 85 Mark pro Quadratmeter. In den 1b-Lagen (West- und Ost- City) sowie den dezentralen Standorten wurden immer noch Mieten bis zu 65 beziehungsweise 40 Mark erzielt. Den leichten Rückgang bei den 1a-Standorten erklärte Hettrich mit der mangelnden Qualität Berliner Büroflächen gegenüber westdeutschen Städten wie etwa Frankfurt/Main. So könne man in Berlin etwa 80 Prozent der Gewerbeflächen als veraltet bezeichnen. Insgesamt sei, so Hettrich, die Nachfrage nach Büroflächen ungebremst. So sei im vergangenen Jahr der Büroflächenumsatz gegenüber 1991 um 60.000 Quadratmeter auf 180.000 Quadratmeter angestiegen. Die Beraterfirma kommt daher zu dem Ergebnis, daß damit langfristig „gute Aussichten für die Stadt an der Spree“ gewährleistet seien.
Dafür dürfte schon der immense Bedarf an Büroflächen sorgen. Dem Angebot von zur Zeit elf Millionen Quadratmeter steht mittelfristig ein Bedarf von zusätzlich sieben bis neun Millionen Quadratmeter gegenüber. Diese Nachfrage komme, so die Firma, weitestgehend aus Berlin selbst. Sogar der Regierungsumzug ziehe unmittelbar nur einen Bedarf von 250.000 Quadratmetern nach sich. Hier dürfe freilich der psychologische Effekt der Hauptstadtentscheidung auf auswärtige Investoren nicht außer acht gelassen werden. Einen Nachfrageboom erwartet Hettrich dagegen im Falle einer positiven Olympiaentscheidung. Wegen des hohen Bedarfs rechnet Hettrich mittelfristig nicht mit einem Überangebot an Gewerbeflächen. Dafür sorge neben den ungeklärten Eigentumsverhältnissen und den zum Teil restriktiven Planungsvorschriften nicht zuletzt die „konservative Beleihungspraxis der Banken“.
Mit der Einschätzung von Jones Lang Wootton, die als reine Beraterfirma Mietinteressenten in Standortfragen betreut, wird den jüngsten Meldungen, nach denen der Gewerbe-Immobilienmarkt in Berlin einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen habe, widersprochen. Anders dagegen sieht es in Westdeutschland aus. In Frankfurt am Main beispielsweise stehen fast vier Prozent aller Gewerbeflächen leer, in Berlin dagegen ist es nur ein Prozent. Uwe Rada
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