■ Ein Wettbewerb mit Grenzen
: Beengte Erinnerung

In der vor einem Jahr gegründeten Stiftung für die „Topographie des Terrors“ ist die Bundesregierung vertreten – auf dem Papier. Denn bislang hat das nicht einmal dazu geführt, daß aus Bonn eine finanzielle Zusage für die künftige und jetzt prämierte Gestaltung des Geländes vorliegt. Der einzige Beitrag der Bundesregierung bestand bislang im strikten Nein, eine historisch zu dem Gelände gehörende Fläche freizugeben, die jetzt von der Post als Parkplatz genutzt wird. Eine gelungene Gestaltung des Geländes hätte diesen Platz benötigt. Die unwürdige Verweigerung der Bundesregierung macht deutlich, welch geringe Sympathien die Bonner Feudalherren für das Gelände hegen. Die Topographie des Terrors, wo die Erinnerung den Menschen rauh und sperrig begegnet, reibt sich an den Machtphantasien der sich selbst repräsentierenden Demokraten. Das Gelände soll eine offene Wunde bleiben, hat der Kultursenator Roloff-Momin vor einem halben Jahr für die künftige Gestaltung gewünscht. Es soll „jene stören, die durch eine schön gestaltete Stadt gehen wollen“. Das war vor dem erbärmlichen Streit um jene von den Nazis ermordete kommunistische Widerstandskämpferin Käthe Niederkirchner, nach der die Straße zwischen dem Gelände der Topographie und dem Preußischen Landtag benannt ist. Der bizarre Wunsch der Parlamentspräsidentin Laurien nach einer gesäuberten Geschichte hat erneut deutlich gemacht, welche Kräfte gegen das Gelände vorrücken. Die Wundränder sollen von allen Seiten verklammert und zusammengezwängt werden. Dieses spürbare Bemühen einer bürokratischen Bewältigung einer nicht zu bewältigenden Vergangenheit hat den Wettbewerb überschattet. Der nicht prämierte Wettbewerbsentwurf des Architekten Schultes beinhaltet eine Methapher dieses Drucks, eine riesige Sichtblende, aufgestellt vor dem angrenzenden Treuhand-Haus und künftigen Wirtschaftsministerium. Das kann als feine Ironie verstanden werden, als klarsichtige Vorwegnahme dessen, was die Herren der Hauptstadtwerdung am liebsten hätten. Gerd Nowakowski