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Frisch geschient

■ Mehr Regelmäßigkeit bei West3

Köln (taz) – Gewiß, da mußte gehandelt werden. Schließlich konnten die WDR-Oberen nicht länger tatenlos zusehen, wie ihnen im Dritten TV-Programm die Zuschauer in Scharen davonliefen. Allein in den letzten vier Jahren ging bei West3 knapp die Hälfte der Stammkundschaft stiften. So ging man dann in sich und erdachte eine Programmreform, die's ab dem 3.April bringen soll.

Wesentliches Merkmal: das Angebot wurde „horizontal durchgeschient“. Der zahlende Kunde soll wissen, daß, wenn er zu einer bestimmen Uhrzeit bei West3 reinzappt, er dort regelmäßig wiederkehrende Programmfarben erwarten darf. Heiteres wie den täglichen Feierabend-talk „Klön und Klaaf“ am Frühabend, Spiel und Spaß um 18.45 Uhr und Information von light bis mittelhart ab 20.15 Uhr. (Womit stillschweigend der Fauxpas der letzten Reform, als man wahrhaftig glaubte, mit einem Programmbeginn um 20 Uhr gegen die „Tagesschau“ anlaufen zu können, revidiert wird.) Ab 23 Uhr soll regelmäßig das über den Schirm gehen, was ARD-Programmverantwortliche ansonsten immer gern ins Feld führen, wenn es die Bedeutung der Dritten zu rühmen gilt: Kabarett, Dokumentar- und Spielfilme und andere „Preziosen“, die man der breiten Masse nicht zuzumuten wagt. Auch Star-Einkauf Roger Willemsen mit seinem wöchentlichen „No talk“ erscheint freitags um 22 Uhr eher gut versteckt denn präsentiert. Grundsätzlich gibt sich auch das reformierte West3-Programm als der altbekannte Gemischtwarenladen aus soviel „Anspruch“, daß es gerade noch zur Legitimation des Dritten langt und soviel Populismus, daß der Kanal für die Quotenmesser nicht gänzlich zur Hieroglyphe wird. Wenn es neben dem (etwas) mondäneren neuen Design, dem weitgehenden Wegfall von ModeratorInnen (es darf getrailert werden) und dem massiven Einsatz von Live-Talks etwas wirklich Bemerkenswertes gibt, so ist es der Umstand, daß offensichtlich jene Titel-Kreativ-Riege, die seit geraumer Zeit auf allen Kanälen ihr Unwesen treibt, nun auch West3 heimgesucht hat. Neben schon preisverdächtigen Titeln wie „Querpaß“ (Sport) „Lustfaktor 10“ (Jugend-Magazin), „Heiter bis ulkig“ (Game-Show) und ALTERnativen (Na, was wohl? Seniorenmagazin, logo) brilliert da eine Sendung, mit der die Reihe „Gott und die Welt“ (auch schon klasse) einmal monatlich die Frohe Botschaft unters Volk bringen will: „Diskuthek“. Einige geben's dem Herrn halt im Schlafe. Reinhard Lüke

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