■ Der Finanzminister und die Wege allen Fleisches
: Das Schwaigeln der Lämmer

Was meint Theo Waigel, wenn er – den Theologen Joseph Bernhart zitierend – von der „Gewißheit eines tragischen Weltseins“ redet? Die Tatsache, daß ihm, dem eher grüblerischen Schwaben, zur Zeit von allen Seiten tiefgefrorene Steaks und Koteletts um die Ohren gehauen werden? Daß ihm, dem beklemmenden Christen, Verwicklung in ein 300-Millionen-Mark- Ding angehängt wird, bloß weil er (oder sein Haus) nicht nur Ossischweinchen, sondern auch sein geliebtes Allgäuer Fleckvieh oder auch einen Prager Schinken subventioniert? Da rückt er endlich mal Knete raus, und schon kommen die Neider. Herrgott noch mal, da soll einem die christliche Gelassenheit nicht vergehen, wenn selbst die Süddeutsche Zeitung in seiner Aktion zur Sicherstellung einer wohlfeilen bayrischen Brotzeit dunkle Schwabenkumpanei mit dem SPD (!)-Mann Alexander Moksel vermutet. Ja, wo samma denn?

Die Erkenntnis des „tragischen Weltseins“ bei alledem freilich zeigt, daß Theo Waigel weiß, daß die Sache mehr als eine Provinzposse ist. Hier geht es ums Eingemachte, landespolitisch, theologisch und metzgertechnisch. Wie ja überhaupt Gottsuche und Viehwirtschaft spätestens seit dem Tanz ums Goldene Kalb irgendwie zusammengehören. Ein christlicher (zumal ein bayrischer) Politiker betet, bevor er in die Schweinshaxn reinhaut. Und wenn der Rindviechernachschub gesichert ist, dann schlägt er in Gottes Namen ein Kreuz. Er weiß, daß die Welt voll Feinden ist und hinieden viele, die es eigentlich nicht verdient haben, nach den Fleischtöpfen trachten. Da ist es doch geradezu Christenpflicht, als Finanzminister die Wege allen Fleisches gottgefällig zu regeln! Das mag manchmal gewißlich ins Tragische hineinführen, aber zu Reue oder Scham besteht kein Anlaß. Moksel, Sozi oder nicht, ist seit Jahrzehnten bayrischer Wampenausstatter mit besten Verbindungen, es wäre unchristlich, diese Connection auf dem Altar preußischen Currywurstinteresses zu opfern. Ostern steht vor der Tür, wer soll denn nachher bitte die Millionen frommer Osterlämmer ranschaffen, wenn nicht der Großmetzger aus dem Waigelwahlkreis? Da würde sie ganz schön blöd schauen, die Münchner Journaille, wenn nach der Messe daheim plötzlich Bückling gereicht würde. Aber Theo wird's schon richten. Mit Gottes und Moksels Hilfe. Thomas Pampuch