Soundcheck: Mike Oldfield / Eric Burdon / Egberto Gismonti Group / OK-Radio-Geburtstagsparty

SOUNDCHECK

Gehört: Mike Oldfield. Revival stinkt, besonders, wenn musikalische Konzepte der Siebziger Jahre wieder aufgewärmt werden und sich mit den Attributen der E-Musik umgeben. Von beleuchteten Notenständern über den Dirigenten-Stab schwingenden Pianisten bis hin zur optischen Imitation eines Symphonie-Orchesters war alles gegeben, um den Eindruck eines klassischen Konzerterlebnisses zu vermitteln. Glück nur für Mike, daß sein Publikum in der bestuhlten, aber keinesfalls ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle nichts anderes erwartete, als Tubular Bells zu hören und gegebenenfalls rhythmisch mitklatschen zu können — egal, ob bei der Original-Fassung oder bei der dargebotenen Fassung zwei, die sich nur unerheblich von der ersten Fassung unterscheidet. Sam

Gehört: Eric Burdon. Eine klassische R&B-Formation machte sich ans schwitzen: Das humorige Bier- Kraftei Brian Auger an den Tasten, sein Sohnemann am präzisen Schlagzeug, Bassmann Larry Wilkens an der ausgefreakten Strato- Gitarre. Eric Burdon, locker vital, mit Stirnband und einer ewig jungen Stimme machte Dampf mit Klassikern: „When I was young“, „We gotta get out of this place...“ Was war das mit der nackten Mexikanerin im Hanffeld? Eingeflochtene schamlose Geschichten über “Motherfucking Rap“, CIA, und Blackouts lösten die Klassiker aus ihrem Abziehbilddasein. Auch die teilweisen Neu- Arrangements wie bei „House of the rising sun“ zeigten deutlich, warum R&B gelebt und nicht gesungen werden muß. Wom

Morgen abend: Egberto Gismonti Group. Egberto Gismonti ist einer dieser seltenen Figuren im Musik-

1geschäft, deren musikalisches Schaffen nur begeisterte Zuhörer findet. Die Kompositionen des Brasilianers, der eine 15jährige Konservatoriumsausbildung hinter sich hat und Klavier, Gitarre und Flöte spielt, sind keineswegs einfache Noten-Konstrukte. Der 1947 in Carmo geborene Gismonti versteht es, seine Mischung aus brasilianischer Folklore, Jazz und neuer europäischer Musik so zu präsentieren, daß er sowohl in der populären brasilianischen Musik als auch bei gestandenen Jazzern in Europa großes Ansehen genießt: Gismonti hat mit vielen Jazzern musiziert, von Miles Davis bis Jan Garbarek. Wenn es um die Verwirklichung seiner rhythmischen Motive geht, kennt Gismontis Phantasie keine Grenzen. Die Combo, mit der er zur Zeit auf Tournee ist, ist ein typisches Beispiel dafür: Nando Carneiro spielt Gitarre und Synthesizer, Jacques Morelenbaum Cello und Zeca Assumpcao Bass. theo

Fabrik, 21 Uhr

Heute abend: OK-Radio-Geburtstagsparty. Seit nicht weniger als fünf Jahren existiert nunmehr OK- Radio. Anfangs noch Vollwertprogramm mit Platz für Independent-

1Magazine, ist das Funkhaus an der Spaldingstraße mittlerweile zu einer Gute-Laune-Berieselungsanlage untersten Niveaus mutiert. Zumindest ist es den Bereitern der frisch-frech-falschen Fröhlichkeit zum „Ereignis der absoluten Spitzenklasse“ — jener Party — gelungen, ein interessantes musikalisches Rahmenprogramm zu organisieren. Aus den USA wurde die rappende Calvin-Klein-Unterhose mit Werbevertrag, Marky Mark, eingeflogen. Auch wenn er sich auf seinem zweiten Album zumeist darauf beschränkt, „Yeahs“, „Babies“, „Come Ons“ und seinen werten Namen zu Gehör zu bringen, ist You Gotta Believe ein durchaus erträgliches Pop-Rap-Werk. Bei The Shamen werden dann die weiblichen OK-Fans zur House-Pop- Techno-Variante der beiden Briten das Tanzbein schwingen können. Schließlich werden Zig Zag, drei Amsterdamer Kids, die noch lange auf ihre ersten Pickel warten müssen, „coolen schwarzen HipHop“ servieren. Daß sich OK-Radio im nächsten Jahr nur noch die Designer-Unterwäsche wird leisten können, darf leider bezweifelt werden. gag

Fischauktionshalle, 20 Uhr