Holzhaus als Holzweg?

■ Elste-Wirbel, Teil 2: Wenig Begeisterung über neue Pavillondörfer

: Wenig Begeisterung über neue Pavillondörfer

Der Vorschlag des SPD-Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft, Günter Elste, zur Bekämpfung der Wohnungsnot Holzhäuser zu bauen, trifft bei Hamburgs Wohnungsbau-Experten auf ein sanftes Schmunzeln und eine gehörige Portion Skepsis.

Beim Pressesprecher der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft Saga, Hermann Boekholt, schwingt zwar eine gehörige Portion Stolz mit, als er der taz erklärt, schon im Juli 1992 seien in Hamburg die ersten 23 Sozialwohnungen in Leichtbauweise von der Saga fertiggestellt worden und zwar in Billstedt. Von „Holzhäusern“ möchte Boekholt aber nicht sprechen, „das klingt nach Billigbauten“. Und da scheint der Hase im Pfeffer zu liegen. Elste verspricht sich von seinem Vorschlag nicht nur eine schnelle, sondern auch preiswerte Entlastung des Wohnungsmarkts. Doch diese Rechnung dürfte nicht aufgehen. „Die Anbieter von Häusern in Leichtbauweise nutzen die Marktsituation wegen der Aussiedler und Asylbewerber gegenwärtig aus“, sagt Boekholt. Noch vor zweieinhalb Jahren wären die Preise um etwa 30 Prozent günstiger gewesen. Den einzigen, aber dafür ent-

1scheidenden Vorteil von Leichtbauten gegenüber Steinhäusern macht Boekholt in der kurzen Bauzeit aus, die in Billstedt nur fünf Monate betragen habe.

Hamburgs FDP-Chef Robert Vogel ist über Elstes Vorschläge eher belustigt. Schon vor dreieinhalb Jahren hätten die Liberalen die Holzbauweise als preiswerte und schnelle Maßnahme gegen den Wohnungsmangel vorgeschlagen. 12000 Wohnungen hätten seitdem zum halben Preis von konventio-

1nellen Geschoßwohnungen gebaut werden können, wenn die SPD dies nicht als „nicht praktikabel“ abgetan hätte.

Vielleicht waren deshalb gestern aus den Fachbehörden nur flapsige Kommentare zu hören. Baubehörde: „Alles was aus der Bürgerschaft kommt, wird grundsätzlich geprüft.“ Und die Stadtentwicklungsbehörde kommentiert ironisch: „Die Steb ruft alle Bürger auf, Ideen zu liefern.“ Norbert Müller