Jahrelange Vernachlässigung

■ Betr.: Musikhochschule nicht anerkannt von der Rekto renkonferenz

Eine überregionale Anerkennung und Akzeptanz des Fachbereichs Musik wird sich, unabhängig von guten und zum Teil vorbildlichen Einzelprojekten erst dann erreichen lassen, wenn die Personalausttatung wenigstens der von kleinen Hochschulinstituten entspricht. Das heißt, daß wenigstens für die wichtigsten Instrumente vorrangig Professorenstellen geschaffen werden müßten. Wie bekannt, haben persönliche Einflußnahmen von Interessenvertretern „ALTER“ (Prof. Albert) und auch „neuer“ (Prof. Schalz) Musik das sogenannte Musikkonzept nachhaltig beeinflußt. Der Versuch vor allem der mächtigen Senatsbürokratie mit Herrn Prof. Dr Hoffmann an der Spitze, ganz und wie gehabt im Sinne der 68-er Reformer konzeptwütig „ALTE MUSIK“ und „neue musik“ als neues „Bremer Modell“ zu verordnen, wirkt allerdings im Rest der Republik eher komisch und bewirkt angesichts der mittlerweile überall bekannten Bremer Defizite nur verwundertes Kopfschütteln. Die fatale Entwicklung, selbst die Hochschulausbildung zuallererst unter dem Aspekt der Bremenwerbung durch „ALTE“ und „neue“ Musik - was immer das sein soll- und der davon erhofften Industrieansiedlung zu konzipieren, muß aber zu derart grotesken Fehleinschätzungen führen, wie sie für das Ausbaukonzept des Fachbereichs Musik typisch sind: Die Behördenlieblinge sind dann plötzlich in Bremen weltberühmt, alle anderen sind Nichtskönner (vor allem, wenn sie sich kritisch äußern), sonst wären Sie ja nicht in Bremen. Wenn dann auch noch Teile der Presse mitspielen und wohlgesinnte Gutachter instrumentalisiert werden, glaubt so mancher an den eigenen Bremer Weg. Da kommt dann richtig Stolz auf! Schlimm daran ist nur, daß alle Studenten, die in Bremen studieren und viele Hochschullehrer und Künstler unter diesen Machenschaften zu leiden haben. Vor allem die Studenten, die auf Jahre hinaus die Folgen des behördlich angezettelten Rufmords an den eigenen Institutionen in ihrer beruflichen Laufbahen spüren werden. Das eigentlich Verwerfliche ist die Tatsache, daß die Bremer Kulturinstitutuionen jahrelang vernachlässigt wurden und daß jetzt Verantwortliche außerhalb der Behörde für diese Versäumnisse gesucht werden.

Über die zum Teil schwer zu durchschauenden Probleme hat die taz mit Sachkenntnis und meistens mit der angemessenen Distanz berichtet.

Ich selbst, von der Behörde als Vertreter des Mittelmaßes schlechthin etikettiert, verspreche, daß ich mich als Sprecher des Fachbereichs auch weiter für das Fernziel, in einer mittelmäßigen Hochschule arbeiten zu können, einsetzen werde. Was wäre das für ein Erfolg, wenn Bremen neben einer mittelmäßigen Hochschule auch irgendwann eine mittelmäßige Behörde hätte! Kurt Seibert