Sanssouci
: Vorschlag

■ Alan Marks und Jakob Mattner im Hebbel-Theater

Der freundliche Normanne Erik Satie war, ist und bleibt ein Komponist, der Kontroversen auslöst. Manche sortieren ihn in die Plätzchen- und Plüschecke, andere halten ihn für einen formverliebten Bastler. Nur wenige nehmen ihn als Vorläufer der Minimal Music und Pionier der Kunstfusion ernst – dem heute allerorten praktizierten Genregrenzübertritt. Daß der „Ingenieur für Fälschungen aller Art“, wie er sich selbst nannte, zudem eine gehörige Portion Humor besaß, fällt meist ganz unter den Pianoschemel.

„Einen reinen Klavierabend finde ich statisch, optisch langweilig. Was mich interessiert hat, war die räumliche Dimension von Musik“, sagt der New Yorker Pianist Alan Marks, der seit 1980 in Berlin lebt und inzwischen Professor an der Hanns-Eisler-Hochschule für Musik ist. Angeregt durch Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Schauspielern, hat er sich von einem konventionellen klassischen Pianisten zu einem Künstler entwickelt, der die theatralische Ebene von Musik und den Raum, in dem sie stattfindet, in seine Arbeit mit einbezieht. Auf die Kompositionen Saties traf er dabei fast zufällig, erst nachdem er sich jahrelang in der zeitgenössischen und improvisierten Musik getummelt und sogar einen Abstecher zu den Berliner Philharmonikern unter Daniel Barenboim absolviert hatte. Marks entdeckte die Langsamkeit. „In der klassischen Musik ging es immer um Spannung durch Geschwindigkeit, um Dynamik, Linie, Logik, Tiefe. Ich versuche durch die Langsamkeit der Musik das Publikum zu mir zu ziehen.“

Noch verstärkt wird diese Sogwirkung durch Tempoverringerung durch die Zusammenarbeit mit Jakob Mattner und dessen „Lichtspieltheater“. Der Pianist sitzt – ganz wie zu Stummfilmzeiten – vor der großen Leinwand, und Mattner projiziert von hinten sein Schattenspiel auf die Operafolie. Mit Objekten wie Spiegeln und Glasscheiben, wenig Farbe und viel Licht komponiert der Künstler vier Bilder, die mit Marks' Satie-Interpretationen in einen Dialog treten sollen.

Das Projekt „2Klanglicht“, untertitelt mit der humorvollen Aufforderung „Treten Sie nicht aus Ihrem Schatten heraus“, verspricht interessante Vibrationen, im Programmheft gar einen sich steigernden „hypnotischen Effekt“. Der tritt allerdings nur bei denjenigen ein, die die, von keiner Trink-, Rauch- und Pinkelpause unterbrochene siebzigminütige Aufführung durchhalten. Anna-Bianca Krause

Von morgen an bis zum 31. März, jeweils um 20 Uhr im Hebbel- Theater, Stresemannstraße 29.