Editorial

Die Dissidenten von damals sind die Helden von heute. Das ist in der Ukraine ebenso wie in Belorußland. Allerdings kann es auch schnell wieder anders kommen, nämlich dann, wenn den Helden das Heldische, sprich Nationale, zu sehr zum Verordneten wird und jegliche andere Entwicklung, die eigene oder die von KollegInnen, wieder erstickt.

Sowohl in der Ukraine als auch in Belorußland sind die Voraussetzungen dafür nur allzu gut. Beide Nationalsprachen und -literaturen waren unterdrückt, beide könnten schon in ihrem Durchsetzungsprozeß steril werden. Im Moment explodiert eine literarische Kreativität, deren Publikation schon wieder erschwert ist: zum einen steht soviel Altes, für die Schublade und den Samisdat Geschriebenes in der Warteschlange, zum anderen verbieten die Papierpreise, Verleger und Lektoren, die wenig zum Risiko neigen, die Veröffentlichung „schwieriger“ neuer Texte.

Eine Vorstellung von den neuen selbstbewußten Literaturen der alten Sowjetunion und den Bedingungen, unter denen geschrieben wird, bieten die folgenden Seiten aus dem Märzheft 1993 von „Index on Censorship“.

(Ich bitte zu beachten, daß die literarischen Texte aus dem Englischen und nicht direkt aus dem Ukrainischen und Weißrussischen übersetzt wurden; insofern handelt es sich mehr um eine Information über einen Text als um seine Übertragung.) Uta Ruge