■ Mit Cebit-Neuheiten auf du und du II
: Offen für alles

Hannover (taz) – Einstmals verkörperte er das Zentrum von Wissen und Macht, gut abgeschottet vor Eindringlingen jeder Art und per Klimaanlage temperiert: der Zentralrechner eines Unternehmens. Obwohl es ihn noch häufig gibt – er ist mega-out, genau wie der Manager, der über alles und alle permanent persönlich Kontrolle ausübt. Das moderne Computersystem soll dereinst sein wie das moderne Unternehmen: „offen“, „kommunikativ“ und „anpassungsfähig“, wie die Aussteller auf der Computermesse Cebit in Hannover verheißen.

Die neue Offenheit heißt allerdings nichts weiter, als daß jederzeit neue Bausteine auch verschiedener Hersteller in ein vorhandenes Rechnersystem eingebaut werden können. Der tiefgekühlte Koloß im Keller wird ersetzt durch Tisch-PCs, die untereinander vernetzt sind und über lokal area networks (LAN) untereinander Daten austauschen können.

Technisch gelingt die Abschaffung des allmächtigen Hierarchen durch simples Aufteilen von Funktionen auf den PC der Person, die mit ihm arbeitet (client) und verschiedene server, auf denen die für alle notwendigerweise verfügbaren Programme laufen. Diese client- server-Architektur bietet die Möglichkeit des kostensparenden downsizing (Verkleinern) der Rechnerkapazität oder des upsizing, dem schnellen Hinzufügen neuer Bausteine.

Als Rechnerprinzip ist das möglicherweise noch innovativ, aber nicht neu. Auf der Cebit nun preisen die Computerfirmen als verbessertes Angebot die business integration an. Mit diesem Schlagwort meinen sie die „optimale Ausrichtung von Mitarbeitern, Technologie, Infrastruktur und Abläufen auf eine gemeinsame strategische Vision“, im Klartext: „Alle ziehen an einem Strang.“ In der Praxis ist damit meist bloß die Verbesserung des Kundenservices gemeint. So feiert die Branche als neu, was Computerlaien als selbstverständlich erwarten würden: daß das Werkzeug Computer nach den Bedürfnissen der Benutzer gestaltet wird.

In den vergangenen zwei Jahren setzte die Softwarebranche zu diesem Zwecke auf die „grafische Benutzeroberfläche“. Nicht mehr lange Befehlsketten muß der PC-Anwender eingegeben, sondern nur noch vorgegebene Funktionen anklicken. Nach neueren Untersuchungen sind durch diese Art der „intuitiven Anwendung“ jedoch die Schulungskosten gestiegen. Doch kein Problem ohne Lösungsangebot. Das Handelsblatt zitierte kürzlich den Prospekt einer Beratungsfirma: „Wir müssen unsere Intuition schulen.“ dri