Soundcheck: Die Fantastischen Vier

SOUNDCHECK

Heute und morgen: Die Fantastischen Vier. Das Schlimme an echten Chart-Krachern ist, daß man sich ihrer nicht erwehren kann. Wenn sich ein sogenannter Ohrwurm erst einmal dort festgesetzt hat, wo er seinen Namen her hat — und wird er folglich zu jeder Zeit permanent und gänzlich unbewußt mitgesummt — ist es in aller Regel schon zu spät. Zwar ist Hit nicht gleich Hit und Melodie nicht gleich Melodie, doch mehr als ein schwacher Trost — allemal zu schwach für Elaborate der Fantastischen Vier — kann dies nicht sein. Denn „Be my baby“ bleibt die Ausnahme und uns bleibt zumeist nichts anderes als „Saft“. Dieser und „Die da !?!“ sind die Erkennungsmelodien der Fantastischen Vier, jenes sprechsingenden und Gottschalk-erprobten Junghahn- Quartetts aus dem Schwabenland, das vorgibt, Deutschlands führende HipHop-Band zu sein. Das ist natürlich kapitaler Blödsinn, haben doch die Stuttgarter mit HipHop genausoviel zu schaffen wie ihr VfB mit der Deutschen Fuballmeisterschaft. Über dessen Chancen für eine Titelverteidigung noch Worte zu verlieren, lohnt sich ebenso wenig wie über die Musik der Fantas: altbackene Beats und Samples von anno Tobak. Richtig schmerzhaft sind aber erst die Texte. Wem im Aids-Zeitalter noch verbale Grobfahrlässigkeiten wie „gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen“ so ohne weiteres über die Lippen gehen, ist längst dem Schwachsinn anheimgefallen. Man sollte die Fantastischen vierteilen. Clemens Gerlach

Große Freiheit, 21 Uhr