Seine Güte währet ewiglich

■ Hans Grothe segensreich: Berliner Panoptikum in Fishtown geplant

Der Himmel über Bremerhaven öffnete sich. Eine Hand kam aus den Wolken und präsentierte den beflissen an Fischbrörchen nagenden Bewohnern der Stadt ein Museum für moderne Kunst, wie es kein Zweites geben sollte. Die Hand gehört dem Bremer Investoren Hans Grothe, ihm gehört die begnadete Kunstsammlung, die das Museum füllen soll, und ihm soll bald das Grundstück gehören, auf dem die Bilder das Museum füllen. Dafür gibt es einen Vertrag, den Juristen des Bremerhavener Magistrats sorgsam ausgearbeitet haben und Herrn Grothe zwecks freundlicher Unterzeichnung übersandten. Nur: Das ist schon viele Monate her. Und Hans Grothe schickte den unterschriebenen Vertrag nicht zurück.

In Bremerhaven macht man sich Sorgen. Ober der Investor überhaupt noch investieren will? Ob seine Bilder vielleicht in Bonn bleiben sollen und er sich alles ganz andern überlegt hat? Soll Bremerhaven vielleicht doch kein Florenz des Nordens werden, weil Herr Medici ungnädig wurde? Politiker, deren Kunstverständnis bislang auf die „Betenden Hände“ von Dürer und auf „Zechende Mönche“ beschränkt war, bangen jetzt und Baselitz und Beuys. Kommt keine modern art auf die Rickmers Werft?

Alles falsch. Grothe-Museum kommt. Ganz bestimmt. Und nicht nur das: Der Mann mit der Schwäche für Fishtown will sogar noch mehr. Denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich. Dicht neben das Museum will er noch eine besondere Touristen- Attraktion bauen. Das Berliner „Panoptikum“ am Kudamm-Eck, eine Einrichtung wie das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud in London, wird sozusagen freigesetz und abgewickelt, und es kommt nach Bremerhaven.

350.000 Besucher zieht das Panoptikum jedes Jahr in Berlin an. Hans Grothe: „Auf dem Grundstück, auf dem in Bremerhaven ursprünglich das Nord-Ost-Europäische Handelszentrum entstehen sollte, möchte ich das Berliner Panoptikum, das mehr als 2.000 Quadratmeter Fläche braucht, unterbringen. Die Stadt kann angesichts der jährlich fast sechs Millionen Übernachtungen von Urlaubern in der Region eine solche Einrichtung gut gebrauchen.“

Wichtig für Grothe ist es erst einmal, innnerhalb der nächsten acht Wochen den Vertrag über das Museum zu aktualisieren und mit dem Magistrat zu besprechen: „Das ursprüngliche Vertragswerk ist überholt und beinhaltet noch zu viele Unwägbarkeiten. Ich möchte der Stadt einen Vertrag vorlegen, der konkret ist und keine Eventualitäten behandelt. Das Papier ist jetzt zu seinem Vorteil geändert worden. Wenn das Museum nicht nach Bremerhaven kommt, wird es nicht an mir gelegen haben.“ Und die Bilder, die jetzt noch in Bonn sind, hat er dort bei Bedarf „Ruck-Zuck raus“, und zwar innerhalb von sechs Monaten.

Warum nur setzt sich der weltmännische Investor so für Bremerhaven ein und dafür, daß die Herings-Metropole ein kulturelles Puppenstübchen wird? „Das ist eine ganz kühle Überlegung“, sagt Hans Grothe, und man glaubt es ihm. „Ein VW hinterm Ural erregt mehr Aufsehen als ein Rolls Royce in London. Ehe ich das 25. Museum im Ruhrgebiet baue, baue ich lieber das interessanteste an der Küste.“ Lutz Wetzel