China kauft ein

■ Wirtschaftsminister Rexrodt in Peking China fordert hohe Preisnachlässe

Peking (dpa) – Deutschlands Wirtschaftsminister glaubt, er habe „ein neues Kapitel in den deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen“ aufgeschlagen. Billig ist der Erfolg nicht, wie die neue chinesische Außenhandelsministerin Wu Yi und ihr zum Vize-Ministerpräsidenten beförderter Vorgänger Li Lanqing diplomatisch zu verstehen gaben: China wolle „mehr in Deutschland einkaufen und deutsche Lieferanten bevorzugen, wenn sie zu gleichen Preisen wie die Konkurrenz anbieten.“

Erste Verträge sollen noch während des viertägigen Besuchs Rexrodts unterschrieben werden. China will zwölf Airbusse kaufen und Optionen für neun weitere erwerben, über sechs Airbusse des neuen Typs A340 muß noch verhandelt werden. Der Ankauf von zwei Kraftwerken ist bereits versprochen, bei deutschen Werften sollen Handelsschiffe „in nicht geringer Zahl“ bestellt werden – „wenn die Preise stimmen“. Mit Blick auf seine Bonner Kabinettskollegen verwies Rexrodt auf „Schwierigkeiten, die deutsche Werftindustrie so stark zu subventionieren.“ China, so Rexrodt, verlangt Konditionen, die etwa den Preisnachlässen für Entwicklungshilfeprojekte entsprechen.

Die Handelsministerin legte dem Gast eine Wunschliste Liste mit 200 Projekten im Wert von 30 Milliarden Dollar (rund 49 Milliarden Mark) vor, die für die deutsche Industrie offen seien. Das Papier enthält Projekte bis zum Jahr 2000, darunter Stahlwerke, Hochgeschwindigkeitszüge, U-Bahn-Bauten und Telekommunikationsanlagen. Eine deutsch-chinesische Kommission will sich damit beschäftigen und erstmals im September in Berlin tagen.

Auch die neuen Bundesländer hat Rexrodt nicht vergessen. Schon am ersten Tag seiner Pekinger Gespräche sei da „etwas rausgekommen“. Die Handelsministerin hat kurzfristige Einkäufe in Ostdeutschland von 100 Millionen Dollar zugesagt. China möchte seine Regionen direkt am Außenhandel beteiligen, eine Provinz will deshalb in Leipzig ein Kontaktbüro eröffnen. nh