„Behörden sind aus Tiefschlaf erwacht“

■ Baustaatsrat Lüthge zur bremischen City-Planung / Neue Einigkeit über Parkplätze

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„städtische Trampelpfade“

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taz: Herr Lüthge, Ihr Papier liest sich, als wollten Sie sagen: Ich weiß gar nicht, was Ihr habt, es passiert doch sooo viel in der Innenstadt.

Jürgen Lüthge: Nein, schönreden wollte ich nichts. Daß Bremen in den letzten 10 bis 15 Jahren dramatisch abgesackt ist, das ist eine unbestrittene Tatsache. Ich wollte nur sagen, es passiert endlich etwas.

Der Tiefschlaf, den es vielleicht auch auf Seiten der Behörden oder des Senats gegeben hat, der ist doch etwas mehr Lebendigkeit gewichen, auch durch die Koalitionsvereinbarungen.

Ist denn auch das Bauressort aus seinem Tiefschlaf erwacht?

Das Bauressort tut ein ganzes Bündel, über das meiste kann man aber erst jetzt anfangen zu reden. Eine der schwierigsten Geschichten war die Wiederbelebung des Ansgari-Kirchhofs, wir mußten die neuen Planungen der Lloyd- Versicheung mit dem bestehenden Bebauungsplan in Übereinstimmung bringen. Noch diese Woche können wir den Baubeginn vorstellen.

Es gibt also durchaus Ideen von Seiten der Wirtschaft, und Sie müssen die dann nur noch genehmigen? Das ist dann Ihr Beitrag?

Unser Beitrag geht darüber schon hinaus, wir haben ja auch konzeptionelle Vorstellungen. Das zweite große Beispiel, wie wir uns Mühe geben, ist das Projekt der Landesbank für ein Verwaltungsgebäude an der Katharinenstraße, da sollen ja auch Läden ins Erdgeschoß. Und drittens haben wir zu dem Börsenhofkomplex hinter der Bürgerschaft auch ein halbes Dutzend Gespräche mit Architekten und Investoren geführt. Man kann also dann die Achse Obernstraße bis in die Ansgari-Passage auf der einen Seite und bis in den Börsenhof auf der anderen Seite verlängern. Als vierter Meilenstein kommt die Umgestaltung der Langenstraße/Martinistraße dazu.

Der Einzelhandel hat ja nicht nur den Flächenmangel beklagt, sondern auch die Verkehrspolitik heftig kritisiert ...

Ich hab' der Handelskammer in vielen Gesprächen gesagt, daß sie selber mit zu diesem Negativimage Bremens beiträgt, wenn sie immer sagt: Verkehrschaos, man kommt gar nicht rein nach Bremen. Das ist auch inzwischen angekommen.

Jetzt wollen Sie aber noch weitere Stellplätze in der City abbauen — das ist doch auch so ein Streitpunkt ...

Da sind wir uns inzwischen gar nicht mehr so uneinig. Das ist doch absurd, daß 20.000 Autofahrer durch die Stadt kreiseln, um 2.000 Parkuhren zu belegen. Auch die Einzelhändler haben inzwischen erkannt, daß ihr eigener Ladeverkehr sie noch erreicht, der ja durch den Suchverkehr blockiert wird. Deshalb werden wir Schritt für Schritt die Parkuhren abbauen und zum 1.7. die Parkgebühren verdoppelt. Insofern denke ich, daß man mit etwas Vernunft und praktischem Vorgehen auf beiden Seiten diesen unfruchtbaren Dialog in einen fruchtbaren verwandeln kann.

Für die RadlerInnen dagegen soll es ja bald mehr Parkplätze geben?

Ja, am Domshof bei der Bunkerabfahrt, da soll ein Cafe hin, außerdem ein Fahrradhaus. Eventuell sowas, daß wir die Fahrräder an einen Haken hängen und dann ab in den Bunker. Denn wir möchten den Domshof ja nichts als Fahrradabstellanlage optisch verschandeln — das ist aber alles noch mitten im Fluß.

Fragen: Christine Holch