Wird die codierte Tonne teurer?

■ Beirat Horn-Lehe kritisiert Wettbewerb für Müllidentsystem

„In einem aufwendigen Verfahren mit offensichtlich fehlerhaften Bewertungen sollte eine vorher feststehende Entscheidung objektiviert werden.“ Solch schweres Geschütz fuhr gestern der Beirat Horn-Lehe gegen den technischen Wettbewerb zur Einführung eines „Müllidentsystems“ auf. Denn die in Horn-Lehe erprobte codierte Mülltonne der Bremer Firma IBSO hat bei der Entscheidung durch die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) keine Chance. Die Horner und die Leher befürchten, daß in Bremen die MüllkundInnen in Zukunft statt für das einfache und preiswerte IBSO-System mehr Geld für ein kompliziertes Konzept ausgeben müssen.

Von November '91 bis November '92 testete IBSO das System der codierten Tonne mit „nahezu 100%er Lesesicherheit“, wie der Beirat betonte. Die BEB schrieben einen Wettbewerb für die flächendeckende Einführung der codierten Tonne in Bremen aus. Sieben Firmen bewarben sich und wurden in einem technischen Wettbewerb von dem Gutachter Karlheinz Scheffold bewertet, das Ergebnis der Umweltdeputation vorgelegt. Nächste Woche will die BEB ihre Entscheidung verkünden, welche Firmen in die engere Wahl kommen. Sicher ist jetzt schon, daß die IBSO nicht darunter sein wird.

Der Beirat kritisierte gestern: Die Bewertung der verschiedenen Kriterien durch die BEB halte einer genauen Nachprüfung nicht stand. Nach eigenen Berechnungen des Beirates befinde sich das ISBO-Angebot technisch auf der Höhe und ist vom Material nur halb so teuer. „Wir treten nicht als Lobbyisten für IBSO auf. Aber wir können unseren Bürgern nicht erklären, daß sie für ihren Müll doppelt bezahlen sollen; einmal über das Duale System und noch einmal für ein teures Konzept der codierten Tonne“, sagt Beirat Stephan von Dellingshausen. „Als wir uns um ein Gespräch mit Umweltsenator Fücks bemühten, sind wir abgeblockt worden.“ Der Beirat fordert die Einstellung des laufenden Verfahrens und die Berücksichtigung aller Anbieter.

Umweltverwaltung und BEB wollen sich zum Thema Wettbewerb nicht äußern, da das Verfahren noch läuft. „Wir sprechen jederzeit mit dem Beirat über Müllprobleme, aber nicht über die Beteiligung einer bestimmten Firma am Verfahren. Hinterher lassen wir uns gerne Kritik gefallen“, sagt Uwe Lahl, Staatsrat im Umweltressort. Auch Dieter Voigt von den BEB läßt sich nur entlocken, daß der Wettbewerb sehr hohe Anforderungen und ein sehr sicheres System bringen soll. „Für eine bessere Leistung kann es auch einen höheren Preis geben. „Wir brauchen ein System, das möglichst wenig störanfällig ist“, sagt Lahl. „Das Pilotprojekt in Horn- Lehe war in Ordnung, aber es sind viele Dinge nicht geprüft worden, die wir für eine flächendeckende Einführung brauchen.“ beppo