„Die Arbeit wird nun interessanter“

■ Moishe Waks von der Demokratischen Liste zum Ergebnis der Repräsentantenwahlen in der Jüdischen Gemeinde

Berlin. Die Demokratische Liste erzielte bei den Repräsentantenwahlen der Jüdischen Gemeinde einen überraschenden Erfolg. Mit Moishe Waks sprach die taz über die Hintergründe.

taz: Ihre Liste hat nicht gewonnen, ihren Stimmenanteil aber nahezu verdoppelt. Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?

Waks: Das knappe Wahlergebnis zeigte, daß unser wichtiger Programmpunkt, daß die Gemeinde von der Listenwahl wegkommen sollte, gegriffen hat. Viele haben uns bestätigt, daß sie eigentlich für die Personenwahl sind und uns deshalb wählten. In anderen jüdischen Gemeinden ist dies schon seit Jahren üblich, hier herrscht noch das Blockdenken. Außerdem glauben viele Leute, daß nach jahrzehntelanger Führung des Liberalen Blocks ein Wechsel notwendig ist. Sicher spielte auch die Sorge darüber eine Rolle, daß die Gemeinde in den letzten Monaten nach außen so gut wie verstummt ist. Sie hat zu wichtigen politischen Fragen kaum Stellung genommen.

Zum ersten Mal konnten die jüdischen Neuzuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion mitwählen. Die Stimmauszählung ergab, daß Sie vor allem dort gewonnen haben, wo sie leben. Haben sie die Demokratische Liste gestärkt?

Viele Zuwanderer haben uns gewählt, weil sie in Berlin nicht nur versorgt, sondern auch menschlich willkommen geheißen werden wollen. Sie vermissen das Gefühl, bei uns gebraucht zu werden.

Der Wahlkampf ist sehr leidenschaftlich und mit sehr persönlichen Angriffen auf den Vorsitzenden Jerzy Kanal geführt worden. Glauben Sie, daß ein gemeinsames Arbeiten in der Repräsentantenversammlung möglich ist?

Hauptsächlich haben wir Jerzy Kanal Führungsschwäche vorgeworfen. Dieser Wahlkampf war deshalb so hart, weil nach Heinz Galinskis Tod der Liberale Block zum ersten Mal nicht sicher sein konnte, bestätigt zu werden. Zum ersten Mal ging es daher für uns um das Ganze. Ich glaube aber, daß wir in den nächsten Wochen wieder zusammenfinden. Die Gemüter werden sich beruhigen. Vorstellbar ist, daß in Zukunft mit wechselnden Mehrheiten abgestimmt wird. Das hat zur Folge, daß die Gewissensentscheidung jedes einzelnen Kandidaten des Liberalen Blocks eine größere Wichtigkeit bekommt. Mit Sicherheit wird jetzt das Arbeiten für die Gemeinde sehr viel interessanter werden. aku