Mit Krause wird jetzt abgerechnet

■ Verteidigungsminister hatte Krause-Schulden für den Junior-Flug „schlicht übersehen“

Bonn (taz) – Dr. Günther Krause muß wieder einmal nachzahlen. Die Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums, Christine Kramer, hat Berichte der taz bestätigt, wonach der Sohn von Verkehrsminister Günther Krause im November 1991 in einem Flugzeug der Bundeswehr unentgeltlich mitgeflogen ist. Christian Krause war zu dieser Zeit Austauschschüler an einer Schule in der Nähe von San Francisco.

Tagelang hatte das Verkehrsministerium zu unseren konkreten Fragen jede Erinnerung verweigert. Gestern nachmittag wartete das Ministerium dann plötzlich mit einer neuerlichen Nachzahlungsbereitschaft der Familie Krause auf. „Bisher gab es dafür (für die Reise, d.Red.) keine Rechnung der Hardthöhe.“ Diese solle jedoch jetzt vom zuständigen Bundesamt für Wehrverwaltung nachträglich ausgestellt werden. Der Sprecher des Parteifreundes aus dem Verteidigungsministerium sekundierte: „die fehlende Rechnungsstellung sei „schlicht übersehen“ worden und werde jetzt „unverzüglich nachgeholt“.

In San Francisco hatte der Minister – nach einer Eisenbahnerkonferenz in Washington – angeblich so wichtige und dicht gedrängte Termine, daß er sich einer Sondermaschine der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums bedienen mußte, was 110.000 DM teurer wurde, als die Linienflüge gekostet hätten. Nimmt man allerdings die „wichtigen Termine“ in Florida und San Francisco genauer unter die Lupe, kann von wichtig keine Rede sein. In Jacksonville gab es lediglich ein Besichtigungsprogramm bei einer großen Eisenbahngesellschaft. Zu den Terminen in San Francisco, zu denen zunächst das Ministerium jede Stellungnahme verweigerte, heißt es jetzt, daß dort das Nahverkehrssystem BART (Bay Area Rapid Transport) besichtigt wurde. Dabei handelt es sich schlicht um eine fünf Jahre alte S-Bahn-Linie unter der San-Francisco- Bay hindurch. Auf unsere Nachfrage, worin das besondere Erkenntnisinteresse an der S-Bahn von San Francisco bestanden habe, konnte das Ministerium keine Auskunft geben. Krause selbst erklärte gestern in einer Stellungnahme, er habe in den USA politische Gespräche geführt, unter anderem mit dem damaligen Verkehrsminister Skinner.

Strittig an dem Krause-junior-Flug bleibt auch, wo dieser eigentlich begann. Während das Ministerium darauf beharrt, „mit absoluter Sicherheit sagen zu können, daß Christian Krause erst in Amerika zugestiegen und nicht schon von Deutschland aus mitgeflogen ist“, die USA-Reise also keinesfalls „lediglich als Vorwand gedient hat, um dem Sohn einen kostenlosen Flug nach Amerika zu ermöglichen“, bleibt die Informantin der taz bei ihrer Darstellung. Krause junior, so die deutsche Geschäftsfrau Rosi Anderson aus Jacksonville in Florida , habe ihr berichtet, er sei zusammen mit seinen Eltern aus Deutschland gekommen. Genau dies bestreitet jedoch das Ministerium, das beteuert, Christian Krause sei ordnungsgemäß für zwei Inlandsflüge bei der Flugbereitschaft angemeldet gewesen. Ein Sprecher der Flugbereitschaft im Bundesverteidigungsministerium hatte uns allerdings mitgeteilt, daß zu der Reise von 15. bis 23. November 1991 keine Auskünfte mehr erteilt werden könnten, da die Daten bei Flügen mit den kleineren Challenger-Maschinen bereits nach einem halben Jahr gelöscht würden.

Die Delegation, die den Minister begleitete, war quasi sein erweitertes Büro: der persönliche Referent, der Nahverkehrsexperte, Gattin Heidrun, eine Dolmetscherin und einige Sicherheitsbeamte. Klaus Wittmann