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Wohnungsbau im Hau-Ruck-Verfahren

■ Altona: Die letzten Grünflächen sollen bebaut werden / Senatorin Müller drängt, doch der Bezirk lehnte die Pläne ab

werden / Senatorin Müller drängt, doch der Bezirk lehnte die Pläne ab

Transparenz? Mitbestimmung der Bezirke? Kein Paradebeispiel für ihre Grundsätze leistet sich Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller derzeit in Altona. Unter Ausschluß der Öffentlichkeit versucht die Senatorin die Bebauung von elf Grünflächen in Hamburgs Westen im Schnellverfahren durchzusetzen.

Die Mitglieder des Stadtplanungsausschuß im Bezirk Altona staunten nicht schlecht: In der Sitzung am 23. März 1993 wurde ihnen ein von der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) in Auftrag gegebenes Gutachten vorgelegt. Noch am selben Abend sollten sie darüber entscheiden. Inhalt des Papiers der Planer Orth und von Segger: Die Bebauung von elf Freiflächen zwischen Altona und St.Pauli. Auf der letzten durchgängigen Grünfläche zwischen den Stadtteilen sollen 450 neue Wohnungen für fast 1500 Menschen entstehen.

Das ging den BezirkspolitikerInnen jedoch zu schnell: Sie erteilten der Steb eine Abfuhr und vertagten die Entscheidung auf die nächste Bezirksversammlung. In dieser Sitzung am vergangenen Donnerstag lehnten GAL und CDU die Pläne gegen das Votum der SPD dann ab. Begründung: „Die vorgeschlagene maximale bauliche Verdichtung in der einzigen größeren, zusammenhängenden Grünanlage mit der daraus resultierenden Erhöhung der Einwohnerzahl würde das ohnehin bestehende Freiflächendefizit in Altona Altstadt erheblich erhöhen. Der Stadtteil kann aber eine Verschärfung dieses Mißverhältnisses sozial nicht mehr verkraften.“

Auch das Landschafts- und Freiraumplanungs-Büro TTG warnt: „Gerade diese Bevölkerungsschichten sind auf Grünflächen in Wohnungsnähe angewiesen, weil sie finanziell, körperlich oder aus Altersgründen nicht die Möglichkeit haben, weiter entfernte Erholungsflächen aufzusuchen.“

Dabei sind die Altonaer Parlamentarier gar nicht grundsätzlich gegen alle Projekte des Elf-Punkte- Plans. Ihnen geht es nur darum, die Zerstörung wichtiger Grünanlagen zu verhindern. Dazu zählen nach ihrer Ansicht aber eine ganze Reihe der vorgesehenen Flächen. So sollen beispielsweise im Bereich Thadenstraße/Scheplerstraße im Möller-Park und auf dem Sportplatzgelände 89 Wohneinheiten entstehen.

Auch die Nordseite des Jüdischen Friedhofes an der Louise- Schröder-Straße sollen mit 98 Wohneinheiten bebaut werden. In diesem Fall erkennt Traute Müller in ihrer Vorlage für die Senatskommission Umweltpolitik und Stadtentwicklung Klärungsbedarf. Denn: Noch ist fraglich, ob eine Bebauung unter dem Aspekt der „Würdigung eines Denkmals jüdischer Kultur“ zu vereinbaren ist. Weitere 80 Wohneinheiten sollen auf dem Grün um die St.Trinitatis Kirche an der Königstraße hochgezogen werden. Offenbar ist die Senatorin auch bei dieser Fläche sicher. Sie räumt ein, daß eine Bebauung zur Einengung des Grünzuges und zum Abriß des Bauspielplatzes führen würde.

Die Bezirksversammlung verdonnerte ihren Bezirksbürgermeister Hans-Peter Strenge (SPD) beim Senat gegen diese Pläne Einspruch zu erheben. Doch ungeachtet der vorgebrachten Bedenken wird Traute Müller heute mit ihrem Papier in die Senatskommission gehen. „Die Ablehnung im Bezirk wurde hier im Hause diskutiert. Und nun geht al- les seinen Gang,“ erklärte Sprecher Tom Janssen dazu.

Dabei muß die Steb mit dem Widerstand der Umweltbehörde rechnen. Ein Behördensprecher bestätigt: „Es gibt eine sachliche Auseinandersetzung.“ Angesichts der dichten Besiedlung des Stadtteils verweist der Altonaer GALier Olaf Wuttke auf den sozialen Sprengstoff: „Wieviele Leute kann man in einen Käfig packen, bis sie anfangen, sich zu beißen?“ Kai von Appen

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