■ Das Portrait
: Charles Pasqua

Der Lieblingsfeind der Linken kehrt zurück: Charles Pasqua übernimmt mit dem Innenministerium ein Ressort, das er schon einmal – 1986–1988 – mit harter Hand geleitet hatte. Der Gaullist ist ein Law-and-order-Mann. „Die Terroristen müssen terrorisiert werden“, lautete seine Methode. Dabei gelang es ihm, die Führer der Gruppe „Action Directe“ festnehmen zu lassen. Als Pluspunkt wurde ihm auch die Befreiung der Geiseln im Libanon angerechnet.

Pasqua hatte jedoch ebenfalls enorme Fehler der Polizei zu verantworten: So ließ er demonstrierende Studenten niederprügeln, wobei der Beur Malik Oussekine von Sondereinheiten erschlagen wurde. Seine Korsika-Politik wurde ebenfalls zum Reinfall: Mit provokanten Reden und der Repression gegenüber korsischen Nationalisten sorgte er, selbst korsischer Abstammung, für eine Eskalation der Gewalt.

Ein weiteres Lieblingsfeld des 66jährigen ist die Einwanderungspolitik. Unter seiner Regie wurden les bronzes, die Dunkelhäutigen, verstärkt nach ihren Papieren gefragt. Sofern diese nicht in Ordnung waren, ordnete er kurzen Prozeß an. So veranlaßte er 1987, daß 101 Malier ohne Aufenthaltserlaubnis in ein Flugzeug gesetzt und ausgeflogen wurden. Damit erwarb sich Pasqua den Ruf eines entschiedenen Gegners der Immigration. Das nützte ihm vor allem bei den Rechtsextremen, die er aus dem Lager der Front National zu seiner Partei, der neogaullistischen RPR, hinüberziehen möchte. 1988 erklärte er sogar, daß er gewisse „Werte“ mit der FN „teile“.

hier Foto Nr. 6

Foto: Tschean/Sipa

Nach dem Regierungswechsel versuchte Pasqua zusammen mit Philippe Seguin eine parteiinterne Revolte gegen Parteichef Jacques Chirac – vergeblich. Letztes Jahr zogen die beiden Männer gegen Maastricht zu Felde; dabei gelang es ihnen, die Mehrheit der Partei auf ihre Seite zu ziehen. Nach der Wahl wischte Pasqua seine Überzeugungen kurzerhand vom Tisch: „Die Unterscheidung zwischen pro und anti Maastricht ist archaisch, das Problem gibt es nicht mehr“, meinte er lammfromm.

Pasqua kommt beim konservativen Publikum gut an: Er verleugnet seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen nicht, pflegt seinen südfranzösischen Singsang und hält stets angriffslustige Reden. Seine Zuhörer bringt der Populist garantiert in Stimmung. Bettina Kaps