Erste Erfolge für Freie Radios

■ Die in der AG Radio zusammengeschlossenen Stadtteilradios erhalten jetzt endlich feste Sendeplätze im Offenen Kanal / Medienstiftung vergibt 80.000 Mark an die AG zur Finanzierung eines eigenen Studios

zusammengeschlossenen Stadtteilradios erhalten jetzt endlich feste Sendeplätze im Offenen Kanal
/ Medienstiftung vergibt 80000 Mark an die AG zur Finanzierung eines eigenen Studios

„Eine eigene Frequenz noch in diesem Jahrtausend“, das ist, laut Marcel Stölzer von Radio Loretta, das erklärte Ziel der in der AG Radio zusammengeschlossenen Stadtteilradios. Die neun Initiativen, die sich im Mai letzten Jahres zu einem Dachverband zusammengeschlossen hatten, um auf das in Planung befindliche neue Mediengesetz in organisierter Form einzuwirken, kommen ihrem Ziel jetzt Stück für Stück näher. Erster Erfolg in dem jahrelangen Kampf um ein nichtkommerzielles kommunales Radio ist jetzt die Einrichtung von festen Sendeplätzen für die einzelnen Initiativen im Offenen Kanal sowie eine finanzielle Spritze der Medienstiftung für die AG Radio.

Bisher mußten sich die einzelnen Gruppen im Antragsverfahren um Sendezeit beim Offenen Kanal bewerben. Dadurch entstand eine „bunte Wiese“ (Stölzer), auf der sich kein Hörer orientieren konnte. Durch die Erweiterung der Sendezeit um 14 Stunden wurde jetzt die Möglichkeit geschaffen, wenigstens einen Teil der Sendeplätze fest zu vergeben. Die AG Radio erhält nun 7 Stunden für ihre Gruppen, die diese in unterschiedlicher Häufigkeit frequentieren werden (siehe Kasten).

Um die Mehrbelastung des Offenen Kanals bei unveränderter Personalstruktur abzufangen, hat die Medienstiftung, ein Zusammenschluß aus NDR, Hamburgische Anstalt für Neue Medien (HAM) und Senatskanzlei, die einen Etat von circa 900000 Mark verwaltet, der AG Radio nun knapp 80000 Mark für die Einrichtung eines eigenen Produktionsstudios zur Verfügung gestellt.

Auch auf anderen Ebenen zeichnet sich eine zunehmende Bereitwilligkeit ab, sich mit dem Versuch eines neuen kommunalen Radios wieder ernsthaft zu beschäftigen. Seit dem Scheitern von Radio Kora war dieser Wille eher gering vorhanden. So hat sich der Chef der Senatskanzlei Thomas Mirow nach dem Hearing zum neuen Mediengesetz am 21. Januar diesen Jahres extra mit den Vertretern der AG zusammengesetzt, um deren spezielle Belange zu besprechen.

Perspektivisch arbeitet die AG Radio, so Pressesprecherin Yvonne Fietz, an der Gründung eines Fördervereins, der dem nichtkommerziellen Projekt die finanzielle Zukunft sichern kann, insbesondere dann, wenn es irgendwann tatsächlich zur Lizenzvergabe an ein kommunales Radio kommen sollte. Die inhaltlichen Diskussionen, wie ein solches Radio aussehen könnte, laufen schon jetzt im fünften Gang. 1

2Die ersten Hamburger Independent Radio Nights, die dieses Wochenende im Haus 3 in Altona stattfinden werden (siehe Seite 28), sollen dazu ebenso beitragen, wie ein von Radio Loretta herausgegebener Info- Dienst. Till Briegleb