Neue Flächenkulissen

■ Hassemer stellt Stadtentwicklungskonzept für die Flächen der Alliierten, der ehemaligen NVA und der Staatssicherheit vor

Berlin. Mit dem Abzug der ausländischen Militärs sowie der Aufgabe von Flächen der ehemaligen Nationalen Volksarmee und des Ministeriums für Staatssicherheit erhält Berlin nach Aussage Volker Hassemers ein „einmaliges Potential für seine Stadtentwicklung“. Bis 1994 werde eine Fläche von rund 1.890 Hektar frei, „deren Konversion, das heißt zivile Nachnutzung, große Auswirkungen auf den Strukturwandel der Stadt haben wird“, sagte Hassemer gestern. Die 55 Standorte entsprechen ungefähr der Größe des Bezirks Tiergarten. Rund dreißg Prozent der Flächen sollen künftig weiter militärisch durch die Bundeswehr oder die Polizei genutzt werden. „Aber siebzig Prozent der Militärflächen werden für eine städtische Nutzung reserviert“, betonte Hassemer. Die städtebaulichen Konzepte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung „sollen dem jeweiligen Ort entsprechen und diesem nicht zuwiderlaufen“.

Über die Flächennutzung in den Gebieten hatte der Stadtentwicklungssenator das Gutachterbüro UrbanPlan beauftragt, standortbezogene Nutzungsempfehlungen unter Berücksichtigung des stadtstrukturellen Umfeldes zu erarbeiten. Das Gutachten schlägt vor, auf rund 25 Prozent der Flächen 16.400 neue Wohnungen entstehen zu lassen. Etwa 6.500 Wohnungen hinterlassen auf den Arealen bereits die Alliierten. Hinsichtlich der Übernahme bestehender Wohnungen seien die alliierten Wohnstandorte Hüttenweg, Lindenthaler Allee und die französische Garnison am bedeutsamsten.

Auf dem Areal Hüttenweg beispielsweise sollen auf dem Gelände des Einkaufszentrums durch „städtebauliche Nachverdichtung zusätzlich 900 Wohnungen gebaut werden“, sagte Ulrich Becker von UrbanPlan. Der „Waldcharakter der Siedlung“ bleibe so erhalten. Nach Hassemers Aussage werden zusätzlich soziale Infrastruktureinrichtungen für Schulen und Kitas sowie Sportplätze entwickelt.

In einem zweiten Schritt ist geplant, auf den Gebieten rund 53.000 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor und 6.500 Arbeitsplätze im gewerblichen Bereich zu schaffen. Rund zwanzig Prozent der Flächen bleiben für Grün- und Waldgebiete erhalten. Bei 32 Liegenschaften bestehe der Verdacht auf eine Bodenverunreinigung durch Altlasten, bei 52 Grundstücken bedarf es noch der Klärung und weiterer Untersuchungen, ergänzte Hassemer. Die Kosten der Sanierung von rund einer halben Milliarde Mark trage in jedem Falle der Bund.

Die Bedeutung der Flächenkulisse für die Stadtentwicklung in Berlin muß nun im Detail mit dem Eigentümer Bund verabredet werden. Dabei erwartet Hassemer „kaum Konflikte“, da die Entwicklung der „außerordentlich komfortablen Potentiale“ für Wohnungen und Behördenstandorte auch den Ansprüchen des Bundes entgegenkommt. Schwierigkeiten bei der Abstimmung erwartet Hassemer hauptsächlich zwischen den bezirklichen Interessen und denen des Bundes. Rolf Lautenschläger