Fliegende Mopeds über der Collbitzer Heide

■ Tieffluglärm sei ganz leise, beruhigt das Bundesverteidigungsministerium

Magdeburg (taz) – Die Collbitz- Letzlinger Heide nördlich von Magdeburg soll nach den Plänen von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe nicht nur in großem Umfang von Panzern plattgewalzt werden. Obendrein sollen auch noch Tiefflieger über das Heidegebiet hinwegdonnern. Entsprechende Pläne der Hardthöhe wurden jetzt in Magdeburg bekannt und führten gestern zu einer aktuellen Debatte im Landtag.

Für die Heidebewohner, die schon seit Jahrzehnten durch Kriegsspiele genervt wurden und ihr Geld künftig friedlich mit dem Tourismus verdienen wollten, bedeutet das neue Belastungen. Nach Räumung des derzeitigen Manövergeländes durch die GUS-Truppen will Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) das Gebiet zum größten Gefechtsfeld- Übungszentrum der Bundeswehr ausbauen. Die Panzerverbände, die dort üben, sind ganz leise, beruhigte Rühe besorgte Bürger vor Ort. Doch durch die neuesten Planungen der Hardthöhe ist es wieder Essig mit dem ruhigen Schlaf. Denn der Flugkorridor ist eindeutig für Nachttiefflüge ausgewiesen.

„Ob das Wirtschaftsministerium glaubt, daß Tiefflieger eine zusätzliche Attraktion für die so herbeigesehnten Heidetouristen ist“, zweifelte die Abgeordnete Heidrun Heidecke (Bündnis 90/ Grüne). Sie spielte darauf an, daß Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) bereits seit Januar von den Planungen der Hardthöhe weiß – sie aber erst jetzt kritisierte. Ansonsten behandelt sein Ministerium die Angelegenheit wie eine streng vertrauliche Verschlußsache. Umweltminister Rauls (FDP) hält die Argumente, die die Bundeswehr von sich gab, schlichtweg für zynisch. Die Lärmbelastung durch Tiefflieger, so hatte ein Vertreter der Hardthöhe gesagt, sei geringer als das Geräusch eines fahrenden Mopeds. Eberhard Löblich