: Bremer Staumelder erste Sahne
■ Radio Bremen und ADAC melden im Akkord: Spitzenleistung im deutschen Stauwesen
Bremer Staumelder erste Sahne
Radio Bremen und ADAC melden im Akkord: Spitzenleistung im deutschen Stauwesen
In der Stauberatung ist Bremen erste Klasse: Drei wackere „Staumelder“ sind seit Mitte Februar auf den berüchtigtsten Einfallsstraßen der Stadt unterwegs, um die automobilen BremerInnen über ihre hoffnungslose Lage zu informieren — noch schneller, noch lückenloser, noch umfassender als in allen anderen bundesdeutschen Städten. Ein Service von Radio Bremen und dem ADAC, die das „Modell“ auf den Weg brachten. Seit Projektbeginn „haben wir 1200 zusätzliche Meldungen absetzen können“ — mit dieser Spitzenleistung des deutschen Stauwesens trat Bernd Plecher, Pressesprecher des ADAC Weser/Ems an die Öffentlichkeit. Im Halbstundentakt schickt die RB-Verkehrsredaktion die top- aktuellen Meldungen über den Ernst der Straßenlage nun über die Hansawelle und den vierten Kanal — „auch, wenn nichts ist.“ Wenn das nichts ist.
Wie war das früher doch so frustig: Montagmorgen zwischen der BAB-Auffahrt Brinkum und der Neuenlander Straße, kurz vor halb Neun, Nieselregen, die Scheiben verschmiert und vor der Stoßstange zirka viereinhalb Kilometer Pendlerblech. Doch damit ist jetzt Schluß. Denn schon nahen die ADAC-Melder auf ihren Motorrädern: Freundliche Polizisten im Hauptberuf, die „einfach gern Motorrad fahren“ (und sei's im dicksten Stau) und die per Helmfunk die frohe Staubotschaft direkt an den Sender geben. Und sogleich hört der geneigte Pendler dann im Autoradio, in welchem Stau er da eigentlich steckt, inkl. genaue Länge, Verweildauer, etc. Die Freude der AutofahrerInnen ist da freilich groß, wie Stauberater Holger Wietig berichtet: Wann immer er mit seinem Motorrad des Weges kommt, auf dem Tank in freundlichen Großbuchstaben „Stauberatung“ verkündend, da erntet er herzliches Gehupe und das kollegiale „Daumen hoch“- Zeichen. „Das wird nie langweilig“, berichtet der tapfere Straßenritter, im Hauptberuf bei der SchuPo Gröpelingen, „und auch nicht zuviel — es gibt immer wieder was neues.“
Zwar sind die Stauverhüter derzeit nur zweimal wöchentlich unterwegs um ihr gutes Werk zu tun und dann auch nur zwei Stunden kurz. Was Radio Bremen nicht hindert, auch an den übrigen Wochentagen von sechs Uhr früh bis Mitternacht Verkehr zu funken. Früher nämlich bekam die Verkehrsredaktion nur die nackten Polizeimeldungen zugespielt. „Staus, die nicht unfallrelevant sind“, kamen da gar nicht vor. Nun werde endlich auch „die stehende Situation“ im Verkehr berücksichtigt. Auch, wenn es Umleitungsempfehlungen an die staufreudigen Pendler in der Regel nicht gibt. Da würden die Durchsagen dann doch wohl zu lang, mutmaßt Jens Böttger von der Verkehrsredaktion. Und gelangt zur schlußendlichen Erkenntnis: „Wir machen Radio ja nicht nur für Autofahrer.“ Wenn das im Rundfunk Schule macht. two
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