Soundcheck: Miranda Sex Garden / Yannick Noah

SOUNDCHECK

Heute abend: Miranda Sex Garden. Auf das gemischtgeschlechtliche aber dennoch konsequent langhaarige Projekt trifft es einmal zu, daß ein Name die richtigen Assoziationen weckt. Miranda Sex Garden klingen nach Melancholie, Kinderträumen unter erwachsenen Sehnsüchten und kathedralem Heilsverlangen. Im Stile alter 4AD- Bands wie den Cocteau Twins spinnen sie ein Geflecht aus neckischem Unfug, schüchterner Höflichkeit, epischer Breite und viel Hallraum. Auf ihrer zweiten CD Suspiria setzen sie ihre Anklänge an klassische Musik in britischer Süßlichkeit fort. Die durchdringenden Stimmen der wechselnden Gesänge, die weitläufige Instrumentierung mit allerlei obskuren Geräten und der dabei völlig homogen bleibende Gesamtklang schaffen ein Resultat märchenhafter Sinnierlust und herrlicher Trägheit. Aus der Ecke der Breitwand-Soundbastler das interessanteste Ergebnis seit langweiliger Zeit. tlb

Logo, 21 Uhr

Heute abend: Yannick Noah Kein Stop, kein Lob und auch keinen gelungenen Passierball gibt es heute abend von dem Kapitän der französischen Davis-Cup-Mannschaft zu sehen. Yannick Noah, der es auf dem Centre Court wie kein anderer in der verangenen Dekade vermochte, zuweilen das Maß an Genialität an den Tag zu legen, das heutigen Tenniscracks, solchen simplen Schlagdraufundschluß-Spielern wie Jim Courier, abgeht, hat den Belag gewechselt. Er, der schon vor Jahren in einem Interview gestand, seine Inspiration zuweilen durch den Genuß von Marihuana zu beziehen, begibt sich auf ein Feld, auf dem das zumindest normal ist: Reggae. Daß er Franzose ist und die sich mit Popularmusik gemeinhin schwertun, ist seinen Platten zum Glück kaum anzumerken. Deshalb kann er sich auch abseits von irgentwelchen Player-Nights, auf denen auch schon mal John McEnroe oder Mats Wilander das Arbeitsgerät wechselten, auf den freien Markt wagen. kader

Markthalle, 21 Uhr

Außerdem: Die alten Punkhelden von D.O.A. sammeln die Getreuen in der Fabrik um sich - bis die Zehen blau und der Kopf blauer ist - und die rauhe Damen-Combo The Slags tritt ein weiteres Mal im rührigen Knust vor die Hörlustigen.