„World Trade Center“ — Riesenpleite

■ Gescheitert: Bremen sollte das Mekka der Wirtschaftskontakte nach Ostasien werden

Man ist von Welt und spricht englisch. „Bremen Business International“ (BBI), heißt die Außenwirtschafts-Förderungs-Gesellschaft Bremens, sie residiert hinter einer monumentalen Fassade an der Birkenstraße. „A magnet of attraction for firms from the Asian powerhouse — the World Trade Center“, lobt das BBI seine Adresse und auf dem Deckblatt der internen Telefonliste steht — wie an der Eingangs-Glastür: „Asia Pacific Center“ (APC) und: „The No. 1 in Europa“.

Den Anspruch, Asienzentrum

zu werden, hat man „leise

weinend“ ausklingen lassen

Den Anspruch, Asien-Zentrum zu werden, habe man „leise weinend ausklingen lassen“, räumt der für „Markeing und PR“ zuständige BBI-Mann Bernd Linke. Nur laut gesagt hat das noch niemand. Wenn Linke das nächste Mal eine Design-Firma bestellen muß, will er auch das Türschild „Asia-Center“ wegmachen lassen.

Hinter der Fassade ist der Ko- Geschäftsführer der BBI, Walter Hübenthal, derzeit damit befaßt, „die Spreu vom Weizen zu trennen“. So nennt er selber seine Arbeit: Anstatt für Wirtschaftsakquisition zu sorgen, muß er sich mit den Mietern „beschäftigen“. Denn um das Haus als Asien-Zentrum voll zu bekommen, hat Bremen diverse kleine asiatische Firmen mit Mietfreiheit bis zum Mai 1994 gelockt. Als die Geschäftsführung zum 15.3.1993 wissen wollte, welche der Firmen denn noch bleiben, wenn Miete gezahlt werden muß, verbreitete sich „Unruhe“, weiß Geschäftsführer Helmut H. Detken zu berichten. Der Rücklauf auf die Nachfrage war so spärlich, daß die Geschäftsführung nun wie eine Hausverwaltung „eine ganze Menge damit befaßt“, nachzufassen. Inoffiziell geht man davon aus, daß bis zu 50 Prozent der Fläche frei wird.

Das Problem ist im „World- Trade-Center“ nicht neu: Schon nach achtmonatigem Betrieb des WTC im Januar 1992 berichtete die Wirtschafs-Förderungsgesellschaft ihrem Aufsichtsrat, daß „eine der Zielsetzungen“, nämlich insbesondere asiatischen Unternehmen den Zugang zum europäischen Markt zu erleichtern und sie damit nach Bremen ins WTC zu locken, „sich nur in wenigen Fällen realisieren läßt“. 24 Unternehmen hatten bis dahin schon „ihren Platz im WTC verloren bzw. aufgegeben“, im Klartext: Es gab reihenweise fristlose Kündigung des (Nulltarif-)Mietvertrages, weil die betroffenen Firmenvertreter „trotz mehrfacher Fristsetzungen nicht in Bremen erschienen“ sind, um ihre Büros auch nur in Augenschein zu nehmen. Konsequenzen aus der vertraulichen Erkenntnis aus dem Januar 1992: Keine.

Als die Parlamentarier der Wirtschaftsdeputation jüngst nachfragten, was denn das derzeitige Konzept der bremischen Außenwirtschafts-Förderung sei, da mußte Häfensenator Beckmeyer passen. Ein Konzept für die Arbeit des „Bremen Business International“ soll jetzt erst geschrieben und bis Juni vorgelegt werden.

Auch Ampel-intern ist Beckmeyers WTC umstritten. FDP- Wirtschaftspolitiker Braun: „Mir reicht die Antwort an die CDU nicht aus. Ich möchte wissen: Von welcher Bestandsaufnahme geht das für Außenhandel zuständige Ressort aus? Da liegt nichts vor.“ CDU-Vertrerer Ronald-Mike Neumyer ist frei von Koalitionsrücksichten: „Das WTC-Konzept ist gescheitert.“ K.W.